Titel: Jottwede 2
Herausgeber: Mitglieder des Wuhlesyndikats (Union Berlin)
Erscheinungsdatum: August 2014
Seiten: 112
Preis: 3 €
Erst kürzlich wurde im Groben
Schnitzer von mir die erste Ausgabe besprochen, nun gibt's die Numero zwei des
Jottwede. Diese erschien ziemlich genau ein Jahr nach dem Debüt-Heft und konnte
inhaltlich noch einmal zulegen. Ich hab's mir auf meiner ersten Fernbusfahrt
fast komplett reingezogen, was den positiven Nebeneffekt hatte, dass die
eigentlich siebenstündige Fahrt deutlich kürzer erschien.
Der Blick auf Seite 2 verrät die
Ziele, die die Unioner diesmal ansteuerten – ähnlich wie bei der Erstausgabe
mit schön viel Osteuropa, bis in den Kaukasus ging's diesmal. Besonders schön,
dass es sich bei den Touren oft um mehrtägige, wenn nicht gar -wöchige,
Streifzüge handelt. Allemal besser als ein scheuklappenbehaftetes Hin- und
Weg-Jetten. Sei es nun eine gute Woche Zypern (mit Griechenland als Sprungbrett),
wobei neben dem Nicosia-Derby alle weiteren bedeutenden Fußballszenen der
Mittelmeerinsel gesehen wurden. Oder sei es die Balkan-Tour, die schon vor
Abflug mit einem kleinen Thriller in Berlin beginnt und bei der man wenig
später ein Aufeinandertreffen mit einer Reisegruppe von Ultras Dynamo nur knapp
"verpasst".
Man merkt, die Autoren reisen und
schreiben nicht zum ersten (und auch nicht erst zum zweiten) Mal, sondern
dürften jahrelang in dem Metier unterwegs sein. Das wirkt sich natürlich förderlich aus, denn neben den
Hintergrundinfos zu imposanten Fankurven, liegt das Augenmerk meist auf den
Randerscheinungen, die so ein Heft richtig interessant machen. Obwohl also in
vielen Touren knallige Derbys (Belgrad, Moskau, Sarajevo, Nicosia) besucht
werden und die dortigen Pyro-Einlagen in angemessener Größe und vollfarbig von
den Seiten leuchten, ist der berühmte Weg das Ziel. Die kleinen Details am
Rande, die Anekdoten, die solch Hefte ausmachen. Am besten wird dies sicherlich
bei der Schwarzmeer-Tour deutlich, bei der auf 20 Seiten die dreckig-schönen
Reize Transnistriens Moldawiens, der Ukraine, Georgiens sowie Armeniens
geschildert werden.
Mehr als skurril wirkt die
Knast-Tour, bei der der Schreiber eine gekachelte Nacht im kroatischen Bau
verbringen durfte. Dennoch allemal lesenswert und sicherlich jetzt schon
redaktionsintern eine Kult-Geschichte. Insgesamt rundum gelungene 112 Seiten eines
Werkes mit eigenem Charakter, das es von Anhieb an schafft, in die Phalanx der
etablierten Groundhopping-Fanzines des Landes zu stoßen.
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