Dienstag, 7. Oktober 2014

Mein Jahr mit dem FC Red Star

Titel: Mein Jahr mit dem FC Red Star
Herausgeber: Christoph Heshmatpour
Erscheinungsdatum: 2014
Seiten: 112
Preis: 3,-

Nur selten lese ich ein Fanzine in einem Rutsch. Bei diesem hier ist das kein Problem. Vergleichbar mit einem spannenden Thriller, wenden sich die Seiten wie von selbst und in gut zwei Stunden begleitet man Christoph Heshmatpour ein ganzes Jahr durch Paris. Der Österreicher absolviert im Rahmen seines Studiums ein Austauschjahr an der Sorbonne Nouvelle und berichtet darüber hinaus auch über sein Jahr mit dem FC Red Star. Der Autor behauptet zwar, dass er den Fußballsport liebe, aber einen festen Verein hat er nicht. Vom SK Rapid, über Tottenham, wieder zu Rapid, kommt er zum First Vienna FC und philosophiert über die nette Atmosphäre im Stadion auf der hohen Warte. In Paris angekommen findet Heshmatpour schnell Ersatz. Die Flutlichmasten des Stade Bauer fallen ihm bei einer Wohnungsbesichtigung im Viertel Saint-Ouen im Pariser Norden direkt auf. Nach kurzer Recherche, steht fest: Das nächste Spiel des Drittligisten wird besucht. Mit seiner angenehmen Erzählweise bringt uns der Verfasser nicht nur die verschiedenen Geschichten um den Red Star FC näher, sondern berichtet auch ausführlich über seine Erlebnisse abseits des Vereins. Beginnend mit den Schwierigkeiten im Alltag (Wohnungssuche, Uni), über Missverständnisse im kulinarischen Bereich, bis hin zu leichten Komplikationen bei der Kontaktaufnahme mit Einheimischen. Zum „Running Gag“ avanciert, dass ihm aufgrund seines Akzents stets eine andere Herkunft unterstellt wird. Die Abokarte ist schnell gekauft und jedes Heimspiel wird besucht. Berichte über kleinere Auswärtstouren beschränken aber sich eher auf die entscheidende Phase der Saison. Von einer ganzen Saison  mit dem Red Star FC kann somit aber nicht die Rede sein. Der Autor findet relativ schnell Anschluss auf der Tribüne, aber es scheint so, als ob er nie wirklich in die aktive Fanszene des Pariser Clubs eingetaucht ist. Er wird eher Mitglied der etwas abseitsstehenden Nörglerfraktion. Das schadet dem Heft allerdings nicht und so führt uns Heshmatpour sicher durch die Spielzeit dem Klassenerhalt entgegen. Stilistisch passiert das auf einem ziemlich hohen Niveau, wie es nur selten in vergleichbaren Publikationen zu finden ist. Etwas unangenehm aufgefallen, ist mir das sinnlose Bashing gegen PSG. Dass der Club aktuell fest im Griff von Investoren ist, seine Fans ausgeschlossen hat und selbige wohl für immer verloren hat, ist wirklich unglaublich. Aber nur weil ein Verein erst 1970 aus einem Zusammenschluss zweier Clubs hervorgegangen ist, muss ich ihn nicht an den Pranger stellen. Vermutlich wird hier das Bild zu stark von der aktuell vorherrschenden Situation geprägt.  Abschließend gibt es von mir aber eine klare Kaufempfehlung. Wir haben hier zwar kein Zine im klassischen Sinne, aber das heißt ja nicht, dass es nicht lesenswert ist. Bestellen könnte ihr es im NOFB-Shop oder ihr ladet es euch als pdf-Datei unter www.banlieuerouge.org runter.

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