Mittwoch, 30. September 2015

Der Kompass

Herausgeber: Einzelpersonen (Halle/Saale)
Erscheinungsdatum: Juli 2015
Seiten: 120
Preis: 3,50 €




"Der Kompass" beerbte das Hallenser Groundhopping-Fanzine "Ground und Boden", im Vorwort wird von ein "paar Meinungsverschiedenheiten und sich immer weiter auseinander diverdierende grundlegende Vorstellungen was das Thema Fanzines anbelangten" als Grund dafür genannt, den Reset-Knopf zu drücken. Ein richtiger Neustart war's in meinen Augen zwar nicht, was aber auch nicht schlimm ist. Nach meinem Empfinden hat sich nicht viel geändert im Vergleich zur letzten Ausgabe des "Ground und Boden". Hauptsächlich schreiben ja Ververka und Kev - das war vorher auch so. Neuzugang Dani ist in meinen Augen eher keine große Bereicherung.

Das Layout finde ich leicht verbessert, die Idee mit dem zweibündigen Blocksatz erleichtert den Lesefluss (man verrutscht seltener in Zeilen) und die in vielen Fanzines üblichen und gut gemeinten Hintergrundbilder wurden zum Glück sehr dezent gehalten (mit der Partizan-Kurve im Hintergrund) - meiner Meinung braucht's sowas aber auch gar nicht. Die Fotos wurden ansonsten weitestgehend mit Bedacht und Qualität eingebaut, etwa die schöne, kleine Hütte von Sant Andreu unten über zwei Seiten, das hervorragende Ernst-Grube-Stadion in Riesa oder auch die Felswand im Kantrida. Auch so eine "Wurst-Collage" über ne Doppelseite finde ich wie immer ganz amüsant, auch wenn sich Essens-Bilder in schwarz-weiß leider nicht so gut machen.

Die Spielauswahl ist auch okay, viel Osteuropa, aber auch Italien, Spanien und Inland. Nur der Schreibstil ist leider nicht mein Fall, manchmal wird etwas zu floskelhaft und teilweise zu umständlich oder zäh hantiert, bspw. bei der ja eigentlich recht normal wirkenden Umquartierung von einem ins andere Hostel in Barcelona.

Mitunter aber auch gute Ansichten, die ich ebenso vertrete: Etwa die Kritik, wenn Groundhopper wegen ein paar gesparter Euros in die Heim- oder Gästekurve rennen. Oder aber das Bemängeln am Innenraum-Fetisch einiger Hopper. Oder die Tatsache, dass es eben nicht überall so piekfein ist, wie in der Heimat und man die Unterschiede und Andersartigkeit der Leute im Ausland schätzen sollte – würde sonst ja auch echt langweilig werden irgendwann… Positiv find ich ebenfalls, dass fast immer die Bier- und Eintrittspreise dokumentiert werden. Ist nicht unerheblich, um nicht zu sagen: Es sind ja doch schon teilweise gewaltige Unterschiede.

Etwas zu oft wurde die "m"- mit der "n"-Taste verwechselt, ansonsten mäkel ich nicht über Rechtschreib- oder Grammatikfehler. Die schleichen sich immer irgendwo ein und gehören irgendwo ja auch zu Fanzines ;) Insgesamt ein solider "Neustart", für mich ist die alte Linie unverkennbar, um nicht zu sagen, die Unterschiede zum "GuB" halten sich echt in Grenzen. Zu den Top-Zines des Landes ist es aber noch ein weiter Weg.

STS

Mittwoch, 16. September 2015

Saarboteur 6+7


Herausgeber: Einzelpersonen (Saarbrücken)
Erscheinungsdatum: Juli 2015
Seiten: 132
Preis: 4 €


Zu einem meiner "Must-Haves" zählt nach wie vor der Saarboteur, der etwa ein Dreivierteljahr nach der von mir schon gelobten Nummer fünf in der Sommerpause 2015 durch die Druckerwalzen lief.
132 Seiten sind natürlich sehr stabil (im wahrsten Sinne des Wortes, gute Heftung), ich hatte aber vermutet, dass sich in zwei Jahren sogar noch mehr an Output anstaut. Macht aber überhaupt nichts, denn so hat's genau die richtige Größe, wobei ich persönlich den Sinn von Doppelausgaben nicht so recht verstehe.

Hin und wieder merkt man bzw. es wird ja direkt erwähnt, dass die Berichte teilweise schon länger zurückliegen, mitunter fast zwei Jahre, und die Autoren teils echt im Gedächtnis wühlen müssen. Das kann auf Dauer manchmal etwas abturnend sein, ist aber in den meisten fällen ganz elegant gelöst worden.

Wie immer wird aber eine gute Mischung aus allen Himmelsrichtungen serviert, vor allem Marokko fand ich gut, wobei es schon interessant ist, wie der Schreiber nahezu jedes einzelne Liedtitel aus den Kurven dokumentiert.
Auch Australien/Neuseeland hat mir echt gefallen, obwohl ich wohl zu den wenigen in meinem Alter gehöre, die in diese Region keine Reiseabsichten hegen. Naja, nach den Erzählungen von den Kurven von Melbourne Victory und Western Sydney ja vielleicht doch ;) Landschaftlich muss es auch top sein, aber das kann man ja nicht anhaltend so gut schriftlich rüberbringen. Die Fotos, insbesondere das auf der Rückseite von den Twelve Apostles, sind allerdings schon verlockend...

Schön auch die Synonyme von Hauptschreiber Ray, dem schon ein ganz eigener Stil attestiert werden kann, ist jedenfalls alles andere als ne lasche Schreibe. Stichwort: "Erzwungenes Fünf-gegen-fünf vom Punkt" für's Elfmeterschießen. Auch die Katalonien-Reise, der Party-Urlaub in Dalmatien, Einwürfe wie Herne, Sursee mit dem Stadion Schlottermilch (!) (by the way: im aktuellen Schnitzer #10 gibt's einen Eishockeybericht aus der benachbarten Halle), Zwigge-FCM oder auch Dänemark passen ins Konzept. Natürlich las ich mit Neugier auch den Bericht vom Werder-Spiel in Nürnberg. Wir werden ja oft dafür belächelt, dass es so viele Gruppen gibt oder die Stimmung nicht immer brachial ist, aber dass eintönige Singen des Bundesliga-Standards hab ich über uns dann doch schon länger nicht mehr gelesen. Vielleicht hat der Autor aber ja doch Recht...

Ehrlich auch die Worte zur eigenen Kurve, die FCS-Awaymatches fließen nach wie vor ins Heft ein. Man merkt, dass da der sportliche Abstieg leider sehr aufs Gemüt drückt, lese ich auch in ähnlicher Weise bei den FCN-Berichten im Daggl hier und da raus. Insgesamt wieder ein sehr gutes Heft, hat Spaß gemacht und ich erwarte sehnlichst die nächste Ausgabe. Am Ball bleiben!

STS