Mittwoch, 31. Dezember 2014

Der Daggl 7

Titel: Der Daggl 7
Herausgeber: Einzelperson (Nürnberg)
Erscheinungsdatum: November 2014
Seiten: 164, sw

Preis: 3,50


Dass die neue Ausgabe des Daggls nicht mehr in den Briefkasten passt, wäre ein wenig übertrieben. Dennoch erwähnt Herausgeber Benny zu Recht, dass der Jagdhund mit deutlich mehr Speck auf den Rippen auf seine Leser wartet. Geschuldet sei das der letzten Saison des Rekordabsteigers. Dieser fragwürdige Titel kann die Finger schon einmal lähmen. Klar.



Dafür bekommt ihr aber jetzt auch stolze 164 Seiten und Berichte aus 26 (!) Ländern für faire 3,50 € serviert. Zusammenfassend eine sehr  gelungene Ausgabe mit zahlreichen Höhepunkten Dazu gehört sicher nicht die desaströse Saison des 1. FC Nürnberg, dafür aber mehr als 60 Spiele ohne Glubb-Beteiligung, verteilt über den kompletten Globus. Als exotische Destinationen sind hier auf jeden Fall die südpazifischen Perlen Neukaledonien und Vanuatu zu nennen. Hausmannskost darf aber natürlich nicht fehlen: Viele osteuropäische Derbys, eine Balkantour und interessante Abstecher nach Polen und Italien.  Gepaart mit den bekannten Rubriken „Glubb Classics“, „Monatsrückblick“, „Der Glubb is a Depp…“, die den eigenen Verein aufs Korn nehmen, bekommt ihr ein extrem vielseitiges Heft. Besondere Beachtung habe ich den letzten vier Seiten geschenkt. Viele Rezensionen von teilweise mir unbekannten Heften (Ludmilla, Gipsy Tours). 

Wenn es also mal wieder etwas länger dauert, nicht verzagen. Es lohnt sich auf den Daggl zu warten. Auch wenn er aufgrund der Speckrollen eine kleine Belastung für das Bücherregal ist. Bestellen könnt ihr wie gewohnt direkt bei Benny dagglmania@googlemail.com oder im NOFB-Shop.  
 

Dienstag, 25. November 2014

Scheiss AFD 12

Titel: Scheiss AFD 12
Herausgeber: Usual Suspects Darmstadt
Erscheinungsdatum: Februar 2014
Seiten: 120, sw

Preis: 2,50

Auf die Berichte von den zwei Relegationsspielen, in denen Ostwestfalens Gloria versenkt wurde, freue ich mich jetzt schon. Diese werden aber erst in der aktuellen Nr. 13 des Darmstädter Fanzines abgehandelt. Hier gewähre ich noch einen kleinen Rückblick. Es geht um die zwölfte Ausgabe. Das Heft der Usual Suspects ist mittlerweile eine feste Größe auf dem Markt und seit über sieben Jahren reihen sich ganz unaufgeregt Wörter und Bilder aneinander. Auf Bling-Bling verzichten die Herausgeber, einzig eine Klebebindung ersetzte in den neueren Heften die herkömmliche Klammerbindung. 100 Seiten werden stets vollgemacht und auch beim aktuellen Exemplar sind es stolze 118 geworden. Dafür müsst ihr faire 2,50 Euro berappen.

Inhaltlich schaffen es die Darmstädter stets eine gute Dosis Groundhopping mit der Saison der Lilien zu kombinieren. In der aktuellen Ausgabe kommen Reisen in ferne Länder zwar etwas kürzer als gewohnt, aber auch die vorgestellten Ausflüge nach Italien, Marokko, Bosnien, Kroatien, Ungarn und die fast schon obligatorische Tour nach Weihnachten auf die Insel, wissen zu gefallen. Die besuchten Derbys in Genua und Sarajevo sind sowieso lesenswert und die Erlebnisse die Autor Alex aus Marokko schildert, gewiss auch ein Höhepunkt. Viele interessante Hintergrundinformationen paaren sich mit Aussagen über die Gastfreundschaft der Einheimischen. 

Für genug Aufregung sorgen auch die Spiele der Lilien und wenn es mal nicht viel zu berichten gibt, wird der Artikel auch auf das Notwendigste gekürzt. Von ausschweifenden Abhandlungen über taktische Finessen des Angriffsspiels der Südhessen wird der Leser verschont. Besonders erwähnenswert sind sicher die zwei Heimspiele im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach und Schalke 04. Hier durften die 98er schon Bekanntschaft mit den professionellen Bedingungen machen und sich mit der Sky-Regie rumschlagen, die eine kurze Einschränkung des perfekten Fernsehbilds durch Choreomaterialien befürchtete. Zu viel Höhenluft gab es auch für ein Mitglied der Usual Suspects beim Aufbau dieser Choreo. Eine gute halbe Stunde hing er auf einer Hebebühne fest, die sich beim Aussetzen der Technik fünf Meter oberhalb vom Stadiondach befand. Dank dieser und weiterer Geschichten gibt es natürlich die Kaufempfehlung. Bestellen könnt ihr das Heft (mittlerweile natürlich auch die aktuelle Ausgabe 13) unter allesfahrerdarmstadt@hotmail.com

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Groundhopping made in Lev #1

Titel: The emBayer strikes first - Groundhopping made in Lev #1
Herausgeber: Einzelpersonen (Leverkusen)
Erscheinungsdatum: September 2014
Seiten: 108, sw
Preis: 2,50 €


Aus Leverkusen erreichte mich im vergangenen Monat ein brandneues Fanzine zweier Protagonisten, mit denen ich auch schon den einen oder anderen Ground angesteuert habe. Dementsprechend gespannt war ich, was die beiden in ihrem Heft zustande gebracht haben. Zunächst stellen sich beide Autoren in einer Präambel vor. Während Marius schon einige Jährchen in diesem Business unterwegs ist, kam Daniel erst 2010 auf den Geschmack, Stadien zu sammeln. Beide haben ein Faible für die Band "Bad Religion", weshalb auch das alte "The Empire Strikes First"-Albumcover dieser Punkrock-Kapelle zum Titelbild dieser Lektüre modifiziert und mit "The emBayer strikes first" untertitelt wurde.
Auf den ersten zwei Seiten kündigt man an, dass die Spielauswahl auf den folgenden 106 Seiten willkürlich erschien und ein gewisses Chaos gewünscht sei. Und in der Tat: Die Auswahl der Touren erfolgt willkürlich, die Reihenfolge auch - also nicht chronologisch. Nach einer durchaus interessanten Eröffnungstour nach Luxemburg, derjenigen, die Daniel mit dem Groundhoppingfieber infizierte, schwirrt mal ein zäher Report vom Kreispokal in Wuppertal rein, mal ein vier Jahre alter Tourabriss im Baltikum oder zwei Spielbesuche während des Studienaufenthalt in Mexiko, mal ein süffiger Bericht – klar, Leverkusen, hehe – aus dem SVB-Sambawagen nach Hoffenheim. Dabei gibt's gar nicht so ein permanentes Saufgelage in diesem Heft, da hab ich weitaus weitaus süffigere Hefte in Erinnerung. Die beiden sind sicherlich gut am Glas, bringen das aber angenehmerweise nicht durchgehend zum Ausdruck.

Dennoch gibt es klare Unterschiede zwischen den Schreibstilen. Marius beherzigt die Stakkato-Weise, also schnörkellose, kurze und relativ geradlinige Sätze. Ich finde das sogar ganz richtig, weil in vielen Fanzines manchmal ellenlange Sätze runtergeschludert werden, die nicht gerade für einen in meinen Augen guten Schreibstil stehen. Inwiefern ein Fanzine einen guten Schreibstil benötigt ist sicher Ansichtssache. Nun hört sich das bei dem vorliegenden Heft also nach kompakten und nicht zu lang geratenen Berichten an. Ist's aber leider oftmals nicht. Exemplarisch sei der Trip nach Budapest genannt, der sich für mich wie ein Kaugummi über 13 Seiten zieht. Infos zu Stadt und Kultur werden schon hier und da genannt, allerdings für mich ohne großen Mehrwehrt und wenig Aha-Erlebnisse. Ähnlich auch bei einem Bukarest-Bericht weiter hinten im Heft, bei dem von einem zum nächsten Gedanken ohne Übergang gesprungen wird, dafür aber in nahezu jedem Absatz erwähnt wird, dass das Taxi als Fortbewegungsmittel Nummer eins genutzt wird. Die Situationskomik ist sicher nicht immer so gewollt, etwa wenn er mal wieder die Kredit- oder Checkkarte verbummelt oder ein Spiel verpasst bzw. dies erst gar nicht angepfiffen wird. Mag an einigen Ecken lustig rüberkommen, ich hatte oftmals eher Mitleid.

Die Berichte von Daniel sind da ungleich besser, da bei ihm die Leidenschaft für die ganzen Reisen angenehm vertextet und somit in meinen Augen einfach gelungener rüberkommen. Geschichten, wie der steinige Weg zum Länderpunkt Italien in Lecce mit zahlreichen Hindernissen fand ich jedenfalls absolut lesenswert. Bedauernswerterweise ist Daniels Anteil am Heft kleiner. Was bei beiden schnell auffällt: Die Hintergrundinfos zu Ultraszenen werden, wenn denn schon mal welche bei den besuchten Spielen auftauchen, eher rar gesät. Das ist nun nicht weiter verwerflich, da der Trip an sich im Vordergrund stehen soll und die Stadien einen höheren Stellenwert einnehmen als das, was sich da in Kurven tummelt. Nur, wenn ich mit einem Ultra aus so einer alten, legendären Szene wie der Fiorentina ins Gespräch komme und dies dann im Heft auch noch erwähne, dann interessiert es mich als Leser brennend, was er denn etwa über die deutschen oder italienischen Verhältnisse in den Kurven denkt. Auch zu den Differenzen in der Szene der Grashoppers Zürich, zu der einer der Autoren ja gute Kontakte hat, hätte man ruhig noch ein bisschen was schreiben können.

Ich will das Heft keinesfalls zerreißen, sondern lediglich Anreize für etwaige Nachfolge-Ausgaben schaffen. Die Arbeit für solch ein Fanzine ist immens, auch wenn - wie in diesem Fall - die Texte mitunter schon seit Monaten in der Schublade oder Festplatte schlummern. Gerade Newcomer haben es in diesen Zeiten nicht leicht, denn die Latte ist durch diverse andere Fanzines hoch gelegt. Bei mir genießt ein Debütheft auch einen gewissen Welpenschutz, was aber nicht heißt, dass es nicht konstruktiv kritisiert werden kann. Ich will dennoch einmal vor Augen halten, dass es nochgar nicht lange her ist – vielleicht fünf, sechs Jahre – als man sich über alles, was auf den Markt kam, freute und direkt ein paar Ausgaben orderte. Die Zeiten sind (zumindest bei mir) vorbei, dennoch will ich die beiden Leverkusener ermutigen, am Ball zu bleiben, die Schriftgröße einen Tick kleiner zu gestalten, sich die weiteren gutgemeinten Fingerzeige zu Herzen zu nehmen und hier und da das Erlebte aufzupeppen.

STS




Freitag, 17. Oktober 2014

Update: Reiseziele

Wir sind mal wieder fleißig gewesen und haben unsere Rubrik "Reiseziele" etwas aktualisiert. Sechs neue Länder (Bahrain, Irak, Mauritius, Kolumbien, Swasiland und Venezuela) schrauben die Gesamtzahl auf 83 verschiedene Destinationen. Hauptverantwortlich für die Bewegung in unserer Datenbank war die Asienreise aus dem Groben Schnitzer 9 und einige ältere Dröhnbütel- und Hopp Hard-Ausgaben.

Ihr seid natürlich weiterhin herzlich dazu eingeladen uns Infos zu schicken. Hier die Adresse des Reiseveranstalters: rezensione@googlemail.com

Dienstag, 14. Oktober 2014

Der kleine Zeitvertreib 13

Titel: Der Kleine Zeitvertreib #13
Herausgeber: Einzelpersonen aus Chemnitz
Erscheinungsdatum: Juni 2014
Seiten: 148
Preis: 2,50 €

Der kleine Zeitvertreib ist mittlerweile echt nicht mehr wegzudenken aus dem Repertoire der regelmäßig erscheinenden Fanzines. Ich habe die Nummer 13 im Spätsommer diesen Jahres gelesen. Die Ausgabe ist ja noch gar nicht so lange draußen und behandelt Spielbesuche von November 2013 bis März 2014. Und weil die Chemnitzer fleißig in die Tasten hacken, ist die Nr. 14 ebenfalls schon auf dem Markt - respekt schon mal für diese Taktung. Ich find DKZ gut, weil man weiß was man bekommt. Unterklassiges Gemurmel, gepaart mit einer Hand voll Auslands-Touren und den klassichen CFC-Berichten, die mich aber weniger interessieren. Der Schreibstil ist wie immer sehr vernünftig, fast schon eine Spur zu seriös für ein Fanzine.

Ich finde aber auch, dass es kein anders Heft schafft, den Hafer aus unterklassigen Ligen so anschauungsvoll zu verpacken. Hin und wieder blinzelt aber doch mal der ein oder andere Selbstzweifel ob dieses Wahns an Sportplatz-Besuchen durch - manchmal sogar mit dem fast schon neidvollen Blick rüber ins nahe Zwickau: "Toll, während ich auf dem Scheißhaus die neuesten Abenteuer von Almir und Oberleitner aus Dagestan und Ossetien lesen darf, stehe ich an dieser Stelle vor der Frage, wie ich euch, dem interessierten Leser nach all dem Hafer der letzten Woche auch noch diesen Kracher schmackhaft machen kann." Es handelte sich dabei ums Testspiel zwischen dem SV Wacker Auerswalde II und dem SV Bernsdorf II. Bei mir ist die Spielauswahl eigentlich nie das Hauptkriterium, um ein Fanzine schlecht oder gut zu finden. Dennoch habe ich - neben den besuchen von solchen geilen Hütten wie dem Stadion des Friedens von MoGoNo - die Berichte aus England, Schottland, Frankreich/Andorra/Spanien und vor allem aus Polen und Tschechien noch ein Stück weit lieber gelesen als das Abgegrase des Sachsen-Informers. Sicherlich nicht überraschend und ich kann auch nachvollziehen, jeden besuchten Ground (und sei es mal ein Eishockey- oder Handballspiel) schriftlich festhalten zu wollen, allerdings ist's mir hier und da ne Spur zu viel oder zu lang.

Die CFC-Berichte sind, das hatte ich in meiner Rezension vor ein paar Jahren schon beschrieben, zu sehr aufs Spiel gerichtet, dafür aber oft mit einer guten Emotionalität verfasst und gerade für himmelblaue Fans interessant. Aber, und da verweise ich auf meinen zweiten Satz, wer DKZ ordert, weiß ja eigentlich, was ihn erwartet. Und das meine ich absolut nicht negativ. Bestellbar im NOFB-Shop oder per E-Mail: lenny@cfcfans.de

STS

Dienstag, 7. Oktober 2014

Mein Jahr mit dem FC Red Star

Titel: Mein Jahr mit dem FC Red Star
Herausgeber: Christoph Heshmatpour
Erscheinungsdatum: 2014
Seiten: 112
Preis: 3,-

Nur selten lese ich ein Fanzine in einem Rutsch. Bei diesem hier ist das kein Problem. Vergleichbar mit einem spannenden Thriller, wenden sich die Seiten wie von selbst und in gut zwei Stunden begleitet man Christoph Heshmatpour ein ganzes Jahr durch Paris. Der Österreicher absolviert im Rahmen seines Studiums ein Austauschjahr an der Sorbonne Nouvelle und berichtet darüber hinaus auch über sein Jahr mit dem FC Red Star. Der Autor behauptet zwar, dass er den Fußballsport liebe, aber einen festen Verein hat er nicht. Vom SK Rapid, über Tottenham, wieder zu Rapid, kommt er zum First Vienna FC und philosophiert über die nette Atmosphäre im Stadion auf der hohen Warte. In Paris angekommen findet Heshmatpour schnell Ersatz. Die Flutlichmasten des Stade Bauer fallen ihm bei einer Wohnungsbesichtigung im Viertel Saint-Ouen im Pariser Norden direkt auf. Nach kurzer Recherche, steht fest: Das nächste Spiel des Drittligisten wird besucht. Mit seiner angenehmen Erzählweise bringt uns der Verfasser nicht nur die verschiedenen Geschichten um den Red Star FC näher, sondern berichtet auch ausführlich über seine Erlebnisse abseits des Vereins. Beginnend mit den Schwierigkeiten im Alltag (Wohnungssuche, Uni), über Missverständnisse im kulinarischen Bereich, bis hin zu leichten Komplikationen bei der Kontaktaufnahme mit Einheimischen. Zum „Running Gag“ avanciert, dass ihm aufgrund seines Akzents stets eine andere Herkunft unterstellt wird. Die Abokarte ist schnell gekauft und jedes Heimspiel wird besucht. Berichte über kleinere Auswärtstouren beschränken aber sich eher auf die entscheidende Phase der Saison. Von einer ganzen Saison  mit dem Red Star FC kann somit aber nicht die Rede sein. Der Autor findet relativ schnell Anschluss auf der Tribüne, aber es scheint so, als ob er nie wirklich in die aktive Fanszene des Pariser Clubs eingetaucht ist. Er wird eher Mitglied der etwas abseitsstehenden Nörglerfraktion. Das schadet dem Heft allerdings nicht und so führt uns Heshmatpour sicher durch die Spielzeit dem Klassenerhalt entgegen. Stilistisch passiert das auf einem ziemlich hohen Niveau, wie es nur selten in vergleichbaren Publikationen zu finden ist. Etwas unangenehm aufgefallen, ist mir das sinnlose Bashing gegen PSG. Dass der Club aktuell fest im Griff von Investoren ist, seine Fans ausgeschlossen hat und selbige wohl für immer verloren hat, ist wirklich unglaublich. Aber nur weil ein Verein erst 1970 aus einem Zusammenschluss zweier Clubs hervorgegangen ist, muss ich ihn nicht an den Pranger stellen. Vermutlich wird hier das Bild zu stark von der aktuell vorherrschenden Situation geprägt.  Abschließend gibt es von mir aber eine klare Kaufempfehlung. Wir haben hier zwar kein Zine im klassischen Sinne, aber das heißt ja nicht, dass es nicht lesenswert ist. Bestellen könnte ihr es im NOFB-Shop oder ihr ladet es euch als pdf-Datei unter www.banlieuerouge.org runter.

Dienstag, 23. September 2014

Jottwede 2


Titel: Jottwede 2
Herausgeber: Mitglieder des Wuhlesyndikats (Union Berlin)
Erscheinungsdatum: August 2014
Seiten: 112
Preis: 3 €


Erst kürzlich wurde im Groben Schnitzer von mir die erste Ausgabe besprochen, nun gibt's die Numero zwei des Jottwede. Diese erschien ziemlich genau ein Jahr nach dem Debüt-Heft und konnte inhaltlich noch einmal zulegen. Ich hab's mir auf meiner ersten Fernbusfahrt fast komplett reingezogen, was den positiven Nebeneffekt hatte, dass die eigentlich siebenstündige Fahrt deutlich kürzer erschien.

Der Blick auf Seite 2 verrät die Ziele, die die Unioner diesmal ansteuerten – ähnlich wie bei der Erstausgabe mit schön viel Osteuropa, bis in den Kaukasus ging's diesmal. Besonders schön, dass es sich bei den Touren oft um mehrtägige, wenn nicht gar -wöchige, Streifzüge handelt. Allemal besser als ein scheuklappenbehaftetes Hin- und Weg-Jetten. Sei es nun eine gute Woche Zypern (mit Griechenland als Sprungbrett), wobei neben dem Nicosia-Derby alle weiteren bedeutenden Fußballszenen der Mittelmeerinsel gesehen wurden. Oder sei es die Balkan-Tour, die schon vor Abflug mit einem kleinen Thriller in Berlin beginnt und bei der man wenig später ein Aufeinandertreffen mit einer Reisegruppe von Ultras Dynamo nur knapp "verpasst".

Man merkt, die Autoren reisen und schreiben nicht zum ersten (und auch nicht erst zum zweiten) Mal, sondern dürften jahrelang in dem Metier unterwegs sein. Das wirkt sich natürlich förderlich aus, denn neben den Hintergrundinfos zu imposanten Fankurven, liegt das Augenmerk meist auf den Randerscheinungen, die so ein Heft richtig interessant machen. Obwohl also in vielen Touren knallige Derbys (Belgrad, Moskau, Sarajevo, Nicosia) besucht werden und die dortigen Pyro-Einlagen in angemessener Größe und vollfarbig von den Seiten leuchten, ist der berühmte Weg das Ziel. Die kleinen Details am Rande, die Anekdoten, die solch Hefte ausmachen. Am besten wird dies sicherlich bei der Schwarzmeer-Tour deutlich, bei der auf 20 Seiten die dreckig-schönen Reize Transnistriens Moldawiens, der Ukraine, Georgiens sowie Armeniens geschildert werden.

Mehr als skurril wirkt die Knast-Tour, bei der der Schreiber eine gekachelte Nacht im kroatischen Bau verbringen durfte. Dennoch allemal lesenswert und sicherlich jetzt schon redaktionsintern eine Kult-Geschichte. Insgesamt rundum gelungene 112 Seiten eines Werkes mit eigenem Charakter, das es von Anhieb an schafft, in die Phalanx der etablierten Groundhopping-Fanzines des Landes zu stoßen.

STS