Dienstag, 16. Februar 2016

Der Daggl #9

Herausgeber: Einzelpersonen (Nürnberg)
Erscheinungsdatum:  November 2015
Seiten: 172
Preis: 3,50

Ha, kurz vor Erscheinung des Jubiläums-Daggls habe ich doch noch meine Zeilen zur Nummer 9 fertig. Guter Knochen, den sie an der Noris inzwischen hinbekommen. An dem Knochen ist auch noch gut was dran, fette 172 Seiten liefert man wie gewohnt im schwarz-weißen Layout mit den inzwischen bekannten wie geschätzten Rubriken. Perfekte Mischung aus FCN- und Groundhopping-Berichten, wobei ich Letztere einen Ticken lieber lese. Dort schillert einfach noch ein bisschen mehr die Persönlichkeit des jeweiligen Autors hervor. Mit Benny, Freddy und dem Marc (S04) kenne ich mittlerweile auch drei der Schreiber relativ gut, was den Vorteil hat, hier und da noch ein paar Bonus-Stories serviert zu bekommen. So zum Beispiel beim Charlton-Millwall-Text, wo man nicht nur zwischen die fliegende Fäuste einiger Lads beider Londoner Vereine geriet, sondern auch bei den dortigen Konzertbesuchen (The Specials und Carter USM) ein paar brenzlige Szenen erlebte. Schöner Konzi-Absturz-Bericht auf jeden Fall, Benny. 

Der Daggl ist ganz gewiss nicht 08/15, was an einigen Stellen deutlich wird. Etwa, wenn infolge der Terroranschläge auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" per Erklärung gemeinsam mit zwei weiteren Nürnberger Fanzines der Trauer Ausdruck verliehen wird. Oder wenn Maxe im Vorwort ausgiebig zu sämtlichen Themen im "Briefe-an-die-Leser"-Stil der Titanic ausholt oder an einigen Stellen die Anti-Nazi-Einstellung einiger Autoren unterstrichen wird. Die Türkei-Berichte nehmen wie erwartet einen großen Teil der Ausgabe 9 ein. Klar, schließlich zeichnet sich einer der Daggl-Protagonisten für die Regie des Films "Ayaktakımı" (dt.: "Pöbel"), der mittels Crowdfunding realisiert wurde und die heftige Repressionsflut in der Türkei dokumentiert. Auch wenn ich viele Infos zu diesem Projekt bereits hatte, fand ich das Interview sehr gelungen, da es einfach nochmals weitere Details der Arbeit von Naz und Freddy und den Gegebenheiten vor Ort aufzeigt. Für mich sehr interessant, da die türkische Kultur und die dortigen Fanszenen immer wieder auch Bestandteile des Groben Schnitzers sind.

Weiteres Highlight ist die Sri Lanka-Tour, wobei mich vor allem der Abstecher auf die Malediven interessierte. Schon krass, wie sehr der Inselstaat als "Vorzeigeland" für die Kluft zwischen arm und reich gilt. Sehr schön fand ich auch den retroperspektivischen Bericht vom UEFA-Cup-Finale 1997, als sich ein Bus aus Nürnberg zum Schalker Endspiel nach Mailand aufmachte. Stichwort: "Für 350 DM war man dabei, inklusive Eintrittskarte" oder so.

Gewohnt gute Schreibe natürlich auch von Marc, der insbesondere beim Belfast-Besuch mit vielen Infos um die Ecke kommt. In der Nürnberger Fanzine-Ecke wird diesmal das "Hefdla" vorgestellt und da der Macher mit dem auf Schreibmaschine verfassten Interview sympathisch rüberkommt, wurde direkt mal eine Charge geordert. Bleibt nur mein Fazit, das da lautet: Weiter so. Wuff!

STS

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