Erscheinungsdatum: Dezember 2014
Seiten: 104
Seiten: 104
Preis: 4,20 € (Doppelausgabe), sonst 3 €
Er
hat zu jedem besuchten Spiel, jeder Gruppe und jeder Zaunfahne eine
eigene kleine Geschichte auf Lager. Josef Gruber, Rapidler, Herausgeber des
Fanzines Unterwegs und des Bildbandes „Ultras Italien“. Bei einer Besprechung
eines seiner Werke, weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Inhaltlich sind
sie bis an den zum Rand gefüllt mit Informationen. Die aktuelle Doppelausgabe
#10 ist ein gutes Beispiel dafür.
Die Interviews mit OberL (Beziehungskiste)
und der Brigade Sopron (Ungarn) sind da nur der Anfang. Zahlreiche Spielbesuche
lockern die zum Teil langen Texte auf. Gruber versteht es aber zum einen in
einfachen Worten das Gesehene auf den Punkt zu bringen, schweift in anderen
Artikeln aber auch gerne einmal ab.
Ein Beispiel dafür ist der Bericht zum
Europapokal-Spiel zwischen Slovan Bratislava und SSC Napoli. Mit Liebe zum
Detail gibt er den Tag der Neapolitaner wieder. Beschreibt den Stadtrundgang
der Süditaliener, als wäre er selbst mittendrin gewesen. Wundern würde es
mich nicht, wenn es auch so gewesen wäre, denn Gruber erinnert sich: „Jeder
stilecht mit einem kurzen Fahnenstock bewaffnet, welche man lustigerweise
später im Stadion kein einziges Mal sah…“ In vielen anderen Heften wäre zu
Lesen gewesen: „Napoli flaggte gut an“. Gruber hingegen nimmt jeden einzelnen
Fetzen auseinander, ordnet ihn den Gruppen zu und gibt zum Teil noch Auskunft,
wann das Stück Stoff zum ersten Mal hing. Sowas muss man mögen. Meinen Geschmack
trifft der alte Fußballromantiker mit solchen Geschichten definitiv.
I-Tüpfelchen mit Sicherheit ein neunseitiger Exkurs zum Film „Estranei alla
Massa“ aus dem Jahre 2001 über die Fedayn aus Napoli, der gleichzeitig darüber
hinaus dem Leser eine ganze Menge an Hintergrundinformationen über die
einzelnen Protagonisten gibt. Einen roten Faden sucht der Leser hingegen
vergeblich im Heft. Der ist aber auch nicht unbedingt notwendig, denn nahezu
alle Geschichten sind absolut lesenswert. So finde ich mittedrin einen
Südamerika-Report vom Teamchef von 1997. Auch damals schon die Warnung bei San
Lorenzo aufzupassen. „Total umgeben von Slums. Abendspiele unbedingt nur mit
dem Taxi anfahren, sehr gefährlich.“
Die #10 wurde übrigens zur Doppelausgabe,
weil Grubers Druckerei bei Anfragen über 80 Seiten abwinkt.
Insgesamt bekommt ihr für 4,20€ 104 Seiten (Cover farbig, Rest s/w) keinen
literarischen Hochgenuss, aber ein Fanzine, das mit sehr viel Liebe zum Detail
produziert wurde und zu dem ich nur meine absolute Empfehlung aussprechen
kann. Kontakt: gruberjosef@gmx.net
MGR
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