Titel: Jottwede 3
Herausgeber: Mitglieder des Wuhlesyndikats (Union Berlin)
Erscheinungsdatum: April 2015
Seiten: 124
Preis: 3 €
Herausgeber: Mitglieder des Wuhlesyndikats (Union Berlin)
Erscheinungsdatum: April 2015
Seiten: 124
Preis: 3 €
Die dritte Ausgabe Ausgabe des Groundhopping-Heftes aus der
Köpenicker Ultrasszene erschien ziemlich genau anderthalb Jahre nach dem
Debüt, womit der halbjährliche Turnus der Berliner stabil gehalten
werden kann. Stabil ist auch die Tacker- bzw. die - ums fachsprachlich
auszudrücken - Rückdrahtbindung, die dank des deutlich dickeren, aber
stets elastischen Umschlags auch nach der x-ten "Rollung" des Heftes die
124 Seiten einwandfrei zusammenhält. Inhaltlich werden Reiseberichte
aus 20 Ländern zusammengekratzt, die Landkarte (ich finde ja, es müsste
viel öfter Karten in solch Heften zur Veranschaulichung der Wege oder
Ziele geben) auf der zweiten Seite gibt da im JWD immer einen schönen
Überblick.
Südamerika habe ich mir als erstes reingezogen, da ich von dort
schon länger nichts mehr gelesen habe und ich mich dieser Kontinent nach
wie vor ungemein reizt. Endlich mal wieder was aus Buenos Aires, wo sich
zeitweise sieben Unioner trafen und fast jeder mal an die
Schreibmaschine durfte. Durchweg gut wiedergegeben, zahlreiche
Geschichten innerhalb der Geschichte (Stichwort Spielbesuch in Dock Sud)
und ohne maßlos übertriebene Tifo-Lobhuddelei. Sonderlob fürs Busfoto
mit den etwa 40 Hinchas von Union de Santa Fe auf'm Dach.
Wie immer gesellen sich mehrtägige Touren nach Italien, über den
Balkan oder nach Polen und Weißrussland. Interessant muss die
Nachtzugfahrt von Bukarest nach Sofia gewesen sein... Oder wie würdet
ihr die Situation einschätzen, wenn zwölf Deutsche aus
unterschiedlichsten Szenen sich das erste Mal in einem Wagon auf
kleinstem Raum gegenübersitzen? Auffällig die immer mal wiederkehrende
Betonung, wenn mal nicht ein Knaller besucht wurde. Ist mir ehrlich
gesagt auch schon passiert, dass ich sowas mit leichtem
Rechtfertigungsdrang geschrieben habe, aber ich find's ehrlich gesagt
gut und authentisch, wenn eben nicht ständig und fortwährend von den
Clasicos und Derbys berichtet wird, sondern eine Kurve im "Alltag"
beurteilt wird. Ist aber auch echt nur ne Mini-Bemerkung.
Die Positiv-Erscheinungen überwiegen bei Weitem, so etwa der
Libanon-Bericht, der mit einer frischen Schreibe in ein Land eintaucht,
aus dem man nun auch noch nicht so viel gelesen hat. Wohlgemerkt aus
einer Krisenregion, was Kampfhandlungen zwischen Sunniten und Hisbollah
am Nationalstadion verdeutlichen. Interessanterweise kommt der Bericht
von einer Autorin, was in der hiesigen Fanzine-Landschaft ja schon
leider die Ausnahme darstellt (ich erinnere mich an Verena im Daggl und
Linda in der Beziehungskiste, beide haben aber schon länger nichts mehr
zu Papier gebracht). Gerade in einem muslimisch geprägten Land kommen so
natürlich nochmal ganz andere Wahrnehmungen zutage.
Fast genauso gut ist der Marokko-Bericht. Dank Ryanair und easyJet
inzwischen ja deutlich einfacher zu erreichen, was den Report dank
seiner tollen Tour, den aussagekräftigen Fotos und flockigem Schreibstil
aber dennoch keineswegs schmälert. Kurz und knapp: Richtig gutes Heft.
Kaufen!
STS
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