Sonntag, 31. Mai 2015

Wuhleprädikat wertvoll 1

Herausgeber: Wuhlesyndikat
Erscheinungsdatum: 2007
Seiten: 80
Preis: 2,50



Fünf Ausgaben konnte "Der Pate", bekanntes und hochgeschätztes Szene-Schmöker aus Ost-Berlin, ans Tageslicht bringen, bevor die Schreiber die Arbeit einstellten. Nun wurde im September des vergangenen Jahres der Nachfolger präsentiert. Das neue Sprachrohr des Wuhlesyndikats verspricht durch die Aufmachung in schwarz/weiß sowie den klar und schnörkellos gegliederten Texten schon einen gewissen Kontrast zum Hochglanz-Paten. Inhaltlich findet der Leser so manch bewährten Federhelden (in gewohnt relaxtem Berliner Dialekt) wieder, aufgrund der hohen Schreiberzahl ist aber sogar noch mehr Abwechslung rein gekommen, was für unterhaltsamen, frischen Wind im Heft sorgt.

Für erheiternde Highlights unter den Berichten der kompletten Saison 06/07 sorgen in meinen Augen die Anekdoten rund um die Spiele des FC Union in Wilhelmshaven, Düsseldorf (wenngleich der Trip dort für den Pöbel im üblichen, samstäglichen Düsseldorf-Radau endete) und Ahlen. An einigen Berichten wird hingegen der durchaus vorhandene Hang zum Asozialem, wenn nicht gar Ekelerregendem deutlich, nicht umsonst zieren zuweilen eine "AusWärtS – Sudeltours Köpenick"- oder eine "Kommando Suffschiss"-Fahne den Gästeblock bei FCU-Awayspielen. 

Den Gedankenanstoß bezüglich des Slogans "Ultras! Just Fans!" kann ich nicht ganz unterschreiben. Sicherlich wurde auch dieser Passus schon hinlänglich diskutiert und es mag sein, dass die Fanszene an der Alten Försterei nicht eins zu eins mit der eines Bundesligisten, wie wir sie beispielsweise in Bremen vorfinden, zu vergleichen ist. Dennoch denke ich, dass der Begriff "Fan" heute mittlerweile kaum was mit Fanatismus oder ähnlichem zu tun hat. Die Leute, die heutzutage als "Fans" tituliert werden, haben oftmals wenig mit dem gemein, was ich unter dem Begriff verstehe. Es fehlt schlichtweg der passende Begriff für dieses Dogma. 

Einen gewissen Anteil im Heft erhalten die Reisen ins europäische Ausland. Die Hoppingcrew bewegte sich dabei zwischen Malmö und Genua, zwischen Marseille und Tallinn. Sehe ich persönlich immer ganz gerne, wenn diesbezüglich Abwechslung vorherrscht und nicht nur eine Himmelsrichtung angesteuert wurde. Ein Spielerinterview, ein paar ansehnliche Collagen und weitere Gedanken aus der Fanszene peppen das Heft auf, ohne es mit unnötig viel Tinnef zu beladen. Hat einen guten Eindruck hinterlassen!

STS

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