Erscheinungsdatum: August 2012
Seiten: 68, farbig
Preis: 3,90
Es tut sich etwas in der hiesigen, fußballtechnisch
bislang ja doch sehr drögen und weitestgehend eintönigen bis nicht vorhandenen
Magazin-Landschaft. Das ‚Transparent’ ist nach der Debüt-Ausgabe im April
inzwischen mit der zweiten Ausgabe auf dem Markt. Allein das ist erfreulich,
denn immerhin wurde in der doch relativ ereignisarmen Sommerpause genügend
Stoff zusammen getragen, um pünktlich zum Start der neuen Saison an den
zahlreichen Ständen der vermutlich politisch linken und/oder progressiven Fan-
und Ultragruppen sowie in (immer mehr, aber noch zu wenigen) Buchläden zu je
3,90 Euro auszuliegen.
Glänzend kommt es daher. Und mit großflächigen, tollen
Fotos und fast genauso großen Zitaten oder Headlines, was ich rein optisch
weniger ansprechend finde. Der DIN-A4-Raum wird ausgenutzt oder eben, wie es
scheinbar auch en vogue ist, groß gelettert. Irgendwie sieht das Ganze schon
professionell aus, andererseits wird sich beim Layout nach meinem Empfinden
noch so ein wenig ausprobiert.
Beim Überfliegen von Vorwort und Inhaltsverzeichnis
bestätigt sich der thematisch gute Eindruck der Erstausgabe. Im Prinzip lassen
sich die Themen in exakt die drei Bereiche einteilen, die das Heft als Motto
ausgibt: ‚Football, Culture & Politics’. Aufmacher ist die aktuell wieder
aufkommende Diskussion um die Abschaffung von Stehplätzen. Dabei wird viel
Bekanntes und zumindest für mich wenig Neues chronologisch aufgerollt und mit
dem zusammen gefasst und mit den neuesten Erkenntnissen nach der jüngsten
Sicherheits-Konferenz ergänzt. Ein gut gemeinter Ansatz, der aber noch tiefer
und breiter behandelt werden sollte, beispielsweise mit einem Interview mit
einem Befürworter der Stehplatz-Abschaffung. So kann davon ausgegangen werden,
dass diese Thematik in vergleichbaren Publikationen ähnlich intensiv behandelt
wurde. Immerhin wird aber der Vergleich auf das vermeintliche Musterbeispiel
Großbritannien gerichtet. Gerade die dortigen Aktivitäten im Zuge des Projekts
„Safe Standing“ sind absolut lesenswert und textlich fast schon wieder zu knapp
bemessen. Wieder, weil mangelnde Tiefgründigkeit in den Texten schon ein
Kritikpunkt bei der Erstausgabe war.
Die Gewinnung von Autoren wie Gerd Dembowski, Nicole
Selmer oder Jakob Rosenberg, die auch regelmäßig am ‚ballesterer’, dem seit 2000
existierenden, österreichischen Pendant mitwirken, sollte prinzipiell ein
großes Plus sein. Dennoch finde ich den UEFA-kritischen Text, der die Heuchelei
des Verbands mit der Vokabel „Respect“ schildert, inhaltlich ebenso zu kurz,
wie das anschließende, sonst wirklich interessante Interview mit Jacek Purski,
der mit seiner Organisation „Never Again“ einen Teil der antirassistischen
Aufklärungsarbeit in polnischen Stadien leistet und die doch sehr angenehme
Botschaft übermittelt, dass zwischen Gdansk und Wroclaw nicht mehr überall die
Runen am Zaun geflaggt werden. Auch wenn es sich in meiner Kritik so liest: Die
Straffheit in vielen Texten ist kein erdrückendes Manko, aber sie ist
sicherlich dem zweifelsfrei guten Willen geschuldet, auf den 68 Seiten auch weniger
ultra-relevanten Topics Einzug zu gewähren. So gibt es unter der Hinzugabe von
Interviews mit Spielern oder Trainern, in diesem Fall Jürgen Sparwasser (der
sicher nicht beste, aber wohl bekannteste Fußballer aus der DDR im Westen) oder
Bandportraits („Stage Bottles“) genügend weitere Fußball- und Kultur-Artikel.
Von allem etwas und vom Ansatz auch fast immer richtig interessant, aber hin
und wieder zu oberflächlich. Bahnbrechendes soll und kann allerdings auch nicht
die Erwartung nach zwei Ausgaben sein.
Wünschenswert wäre die Ausweitung der Verkaufsstellen
sowie ein Bahnhofskiosk-Verkauf, damit das „Transparent“ nicht nur denjenigen
vorbehalten bleibt, die es ohnehin schon zu schätzen wissen.
Das Ganze liest sich nach etwas viel Nörgelei, ist aber
schon eher einem Jammern auf hohem Niveau einzuordnen. Potential hat das
bislang Abgelieferte allemal. Und schließlich ist es doch nur wünschenswert,
gerade in dieser überaus konservativen Sport-Medienlandschaft, den Ball ruhig
öfter über den linken Flügel zu bringen.
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