Titel: Kallendresser 4
Herausgeber: Coloniacs
Erscheinungsdatum: Rückrunde 2010/2011
Seiten: 308, schwarz-weiß
Preis: 4,-
308, in Worten dreihundertacht, Seiten stark ist die vierte Ausgabe vom Kallendresser. In diesen Dimensionen kann man wohl eher von Büchern, als von Heften sprechen. Halbjährlich mit einer vergleichsweise kleinen Gruppe so eine Publikation zu stemmen verdient schon Respekt. So kann man auch getrost die Entschuldigung, dass die aktuelle Ausgabe einen Monat zu spät erscheint, schmunzelnd überlesen.
Die knapp ersten 50 Seiten sind für Spielberichte der Hinrunde reserviert. Regelmäßig kommen hier die Stadionverbotler zu Wort und berichten über ihre Erlebnisse an den Spieltagen. Besonders in diesen kursiv gehaltenen Abschnitten erfährt man einige interessante Dinge. Orte von denen man einen kleinen Blick ins Stadion erhaschen kann oder Treffen mit den anderen Ausgesperrten um gemeinsam das Spiel zu verfolgen. Weiter geht’s mit einem Abschnitt, der sich mit Vereinsinterna beschäftigt. Für den FC-Fan sicherlich lesenswert, Außenstehende werden hier aber sicher ein wenig schneller die Seiten umblättern. Langweilig wird es trotzdem nicht, finden doch gleich fünf Interviews ihren Platz im Kallendresser. Hervorzuheben ist hier zum Beispiel das Interview mit dem FC-Fanclub Kölsche Mythos aus dem Kölner Norden. Besonderheit ist bei den Mythologen sicherlich der eigene Bus, mit dem gemeinsam die Auswärtsfahrten bestritten werden. Eine Freundschaftsanfrage von einem RB Salzburg Fanclub wurde selbstverständlich abgelehnt. ;-) Weitere Interviews wurden mit DJ und Produzent Tobias Thomas geführt und wie üblich kam auch ein Mitglied der eigenen Gruppe zu Wort.
Dass in dem Fanzine auch die Stadtgrenzen verlassen werden, beweisen die Gespräche mit Jonas Gabler(Buchautor von „Die Ultras“) und Racaille Verte aus Bremen, die einen kleinen Einblick in ihre Gruppe erlauben. In den Rubriken „Global Village“ und „Ultra Welt“ zeigen die Autoren, dass sie auch den Blick über den Tellerrand nicht scheuen und füllen das Heft neben den genannten Interviews mit Hopping-Berichten und Geschichten von ihren Freunden aus Paris und der Curva Moana Pozzi.
Die eigene Stadt liegt den Machern natürlich auch sehr am Herzen. So nimmt die Rubrik „Stadt und Kultur“ auch regelmäßig einen großen Anteil im Heft ein. Mehrere Kurzinterviews mit verschiedenen Streetart-Künstlern, geben einen kleinen Einblick in die Szene.
Langeweile kommt in diesem Heft gewiss nicht auf. Auch wenn sich 308 Seiten recht viel anhören, schaffen es die Coloniacs es recht gut diese zu füllen. Dieser Wälzer sollte in jedem gut sortiertem Fanzine-Regal stehen. Die 4,-, die aufgerufen werden, sind auch absolut legitim. Ein „Kallendresser“ ist übrigens ein Ausdruck für jemanden, der seine Notdurft in die Regenrinne verrichtet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen