Freitag, 12. August 2016

Grober Schnitzer #11

Schnitzer, Klappe die Elfte. Gerade noch rechtzeitig zum Saisonbeginn ruiniert das Werder-Fanzine wieder sämtliche Wunschvorstellungen von eurer heilen Welt. Stattdessen werdet ihr mit der Spielzeit 2015/16 konfrontiert, in der es beinahe den Bremer Erstliga-Exit gegeben hätte.

Neben reichlich SVW-Schlamassel flattern aber auch wieder Berichte aus allen Himmelsrichtungen rein: Unter anderem aus Italien, Polen, Tschechien, England, Tunesien, Thailand, Malta und vom Balkan. Dazu gibt es die Rubriken Durchgewälzt, Knipp&Knapp, einen Statistikteil und Werders Europapokal-Groundliste zum Abhaken. 116 Seiten diesmal, wie immer vollfarbig und voll geil.

Bestellungen gehen an die neue Adresse eures Vertrauens groberschnitzer@mail.de

Donnerstag, 24. März 2016

Druckerpresse #35

Herausgeber: Handkäsmafia
Seiten: 88
Preis: 3,-

Druckerpresse, die fünfunddreißigste. Allerdings erst zum zweiten Mal im modernen DIN A4-Format. Davor erschien das Sprachrohr der Mainzer Handkäsmafia als Infoblättchen und wurde bei Heim- und Auswärtsspielen im Block verteilt. Nachdem die erste Ausgabe im neuen Gewand bereits im September 2015 erschien, sorgte Kollege Schlendrian dafür, dass das aktuelle Heft mit Verzögerung auf dem Markt kam.

Dafür bekommt ihr auch für 3 Euro 88 vollgepackte Seiten. Inhaltlich bieten die Rheinhessen das, was man von einem Heft einer Ultragruppe erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die obligatorischen Spielberichte, Einblicke in Szeneaktivitäten, Zaunfahnenhistorie mit ausführlicher Beschreibung und fußballpolitische Themen.

Mein persönliches Highlight: Das Interview mit dem ehemaligen Vizepräsidenten Peter Arens über zehn Seiten. Als Mädchen für Alles fungierte Arens auch als Stadionsprecher und Vorstandsmitglied. Ganz unaufgeregt plaudert der gelernte Friseur aus dem Nähkästchen und haut Anekdoten zu Peter Neururer, Christian Heidel, Harald Strutz und auch zu Skandalnudel Vlado Kasalo, der aus Nürnberg an dem Bruchweg kam. Arens lud damals die hiesige Journaille in ein Mainzer Eiscafé ein und sprach mit der schreibenden Zunft die Berichterstattung nach dem Transfer ab. Auch nicht schlecht: Die Verpflichtung von Sven Demandt, die auf einer Raststätte bei Montabaur eingetütet wurde.
Gefreut hatte ich mich über den Bericht "Fußball in Japan". Zugegeben, der Artikel ist informativ, aber viel neues erfährt der Leser, der auch etwas über den europäischen Tellerrand schaut, nicht. Fraglich ist auch, ob der Autor seine Erlebnisse vor Ort sammelte, oder ob die Kollegen good old Google und wise Wiki Hilfestellung leisteten.

Alles in allem bekommt ihr aber ein ordentliches Heft, dass noch etwas Luft nach oben hat, aber in jedem Fall empfehlenswert ist. Vielleicht sollte man vielleicht über eine halbjährliche Erscheinungsweise nachdenken, ein paar mehr Highlights setzten und dafür die Spielberichte etwas ausdünnen.      

Donnerstag, 25. Februar 2016

Auf Jahre unschlagbar #3 / Messeblatt #3,5



Herausgeber: Einzelpersonen (TeBe Berlin)
Seiten: 56
Preis: 2,- Euro

Schon ne ganze Ewigkeit will ich das Messeblatt/Auf Jahre unschlagbar rezensieren. Durch übliche Vertrödelei hab ich die Kladde wochenlang nicht gefunden, nun aber durch Zufall wieder in der Hand. Gelesen hab ich das Teil im letzten Herbst, ist also schon ne Weile her. Dennoch versuch ich bestmöglich das Feedback einzutippen, denn das Heft verdient in meinen Augen schriftlichen Beifall.

Das Splitzine aus dem lila-weißen Westberlin (dit reimt sich so'n bisschen) mischt die Vorzüge und beliebten Kategorien von Messeblatt und AJU, so dass daraus eine neue und dennoch vertraute Kollaboration entstanden ist. 56 S/W-Seiten, ummantelt mit rosafarbenem Umschlag und einem Gemenge aus aneinandergereihten Word-Dateien und klassischem Schnipsel-Layout. Liest sich punkig, leicht verzeckt. Gut so. Apropos, mit einem Punk in Polen zu Arka Gdynia zu gehen, habe ich bislang auch noch nicht erlebt oder anderswo gelesen - kann durchaus auch schiefgehen. Alles eben etwas anders als in den immer gleichen Ultras-"ab der 50. Minute wurden xyz-Gesänge angestimmt, waren bei uns aber nicht vernehmbar"-Berichten vieler "herkömmlicher" Fanzines. 

Auch die Reihe an unterhaltsamen Rubriken machen das Messeblatt/AJU aus, etwa das "Kochen mit der Sektion Stadionwurst", "VoKuLila", das Gewinnspiel (unter anderem gibt's ein Stadionwurstdinner und eine Dose Sauerkraut zu gewinnen) oder gängige Fanzine-Reviews. Zwischendrin immer wieder TeBe-Berichte (entstammen, wenn ich mich richtig entsinne, alle der Feder von Mika) ein schöner Lückentext, bei dem eben angesprochene Ultras-Texte persifliert werden und ein Powerranking, das "die süßesten Boys der Fankurven", allesamt Ultras-Logos oder Figuren wie Peter Pixel von Red Kaos, den Buddy vom Commando Cannstatt oder den Ché von Ultrà Sankt Pauli durch den brühwarmen Kakao zieht.

Alles eben nicht so tierisch ernst, sondern locker, lässig, mit cooler Schreibe und sicherlich bald auch mit der nächsten Ausgabe.

STS

Dienstag, 16. Februar 2016

Der Daggl #9

Herausgeber: Einzelpersonen (Nürnberg)
Erscheinungsdatum:  November 2015
Seiten: 172
Preis: 3,50

Ha, kurz vor Erscheinung des Jubiläums-Daggls habe ich doch noch meine Zeilen zur Nummer 9 fertig. Guter Knochen, den sie an der Noris inzwischen hinbekommen. An dem Knochen ist auch noch gut was dran, fette 172 Seiten liefert man wie gewohnt im schwarz-weißen Layout mit den inzwischen bekannten wie geschätzten Rubriken. Perfekte Mischung aus FCN- und Groundhopping-Berichten, wobei ich Letztere einen Ticken lieber lese. Dort schillert einfach noch ein bisschen mehr die Persönlichkeit des jeweiligen Autors hervor. Mit Benny, Freddy und dem Marc (S04) kenne ich mittlerweile auch drei der Schreiber relativ gut, was den Vorteil hat, hier und da noch ein paar Bonus-Stories serviert zu bekommen. So zum Beispiel beim Charlton-Millwall-Text, wo man nicht nur zwischen die fliegende Fäuste einiger Lads beider Londoner Vereine geriet, sondern auch bei den dortigen Konzertbesuchen (The Specials und Carter USM) ein paar brenzlige Szenen erlebte. Schöner Konzi-Absturz-Bericht auf jeden Fall, Benny. 

Der Daggl ist ganz gewiss nicht 08/15, was an einigen Stellen deutlich wird. Etwa, wenn infolge der Terroranschläge auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" per Erklärung gemeinsam mit zwei weiteren Nürnberger Fanzines der Trauer Ausdruck verliehen wird. Oder wenn Maxe im Vorwort ausgiebig zu sämtlichen Themen im "Briefe-an-die-Leser"-Stil der Titanic ausholt oder an einigen Stellen die Anti-Nazi-Einstellung einiger Autoren unterstrichen wird. Die Türkei-Berichte nehmen wie erwartet einen großen Teil der Ausgabe 9 ein. Klar, schließlich zeichnet sich einer der Daggl-Protagonisten für die Regie des Films "Ayaktakımı" (dt.: "Pöbel"), der mittels Crowdfunding realisiert wurde und die heftige Repressionsflut in der Türkei dokumentiert. Auch wenn ich viele Infos zu diesem Projekt bereits hatte, fand ich das Interview sehr gelungen, da es einfach nochmals weitere Details der Arbeit von Naz und Freddy und den Gegebenheiten vor Ort aufzeigt. Für mich sehr interessant, da die türkische Kultur und die dortigen Fanszenen immer wieder auch Bestandteile des Groben Schnitzers sind.

Weiteres Highlight ist die Sri Lanka-Tour, wobei mich vor allem der Abstecher auf die Malediven interessierte. Schon krass, wie sehr der Inselstaat als "Vorzeigeland" für die Kluft zwischen arm und reich gilt. Sehr schön fand ich auch den retroperspektivischen Bericht vom UEFA-Cup-Finale 1997, als sich ein Bus aus Nürnberg zum Schalker Endspiel nach Mailand aufmachte. Stichwort: "Für 350 DM war man dabei, inklusive Eintrittskarte" oder so.

Gewohnt gute Schreibe natürlich auch von Marc, der insbesondere beim Belfast-Besuch mit vielen Infos um die Ecke kommt. In der Nürnberger Fanzine-Ecke wird diesmal das "Hefdla" vorgestellt und da der Macher mit dem auf Schreibmaschine verfassten Interview sympathisch rüberkommt, wurde direkt mal eine Charge geordert. Bleibt nur mein Fazit, das da lautet: Weiter so. Wuff!

STS

Sonntag, 31. Januar 2016

Hajopei #6

Herausgeber: Einzelpersonen (VfL Wolfsburg) 
Seiten: 120 
Preis: 3,-


Es ist noch gar nicht sooo lange her, dass ich mir erstmals den Hajopei aus Wolfsburg bestellte. Ich war echt positiv überrascht und seitdem wandert jede Neu-Erscheinung des Autoren-Zweiergespanns Freddy und Arthur auch in meine Hände. Beide Schreiber verstehen ihr Handwerk, wobei „Italo-Fred“ noch einen Tick lässiger und mehr nach meinem Geschmack textet.

Ja, Italien. Wiedermal absolutes Herzstück und mit ein Grund dafür, dass der Hajopei inzwischen unter meinen persönlichen Top 5 gelandet ist. Momentan schafft es kaum ein anderes (deutschsprachiges) Fanzine die Lage auf dem Apennin so anschaulich, kompetent und ohne Pathos-Geschwafel rüberzubuttern. Förderlich sind dabei sicherlich auch die freundschaftlichen Kontakte nach Pescara. In diesem Zuge wird auch nicht mit Kritik an den (Wolfsburger) Kritikern, denen diese Liäson ein Dorn im Auge ist, gespart - inzwischen droht die Beziehung mit den Pescaresi wohl nach und nach einzuschlafen.

27 der insgesamt 120 Seiten drehen sich um Italien, doch auch der Rest bietet eine schöne Mischung: VfL-Spiele werden komplett außen vor gelassen, dafür wird mal ein Deutschland-Pass-Monat abgehandelt, in dessen Zuge auch unser Pokal-Auftritt in Saarbrücken 2013 sachlich filetiert wird. Eine handvoll Spiele des FSV Zwickau, zu deren Szene die Schreiber auch Kontakte aufrechterhalten, finden ebenso ins Heft wie einiger Unterklasse-Hafer, bissl England/Schottland-Gemurmel und Ausflüge in die Tschechei, nach Polen und Frankreich. Apropos: Schön amüsiert haben mich die Geschichtchen von der Anreise mit den scheinbar lattenstrammen Freunden von Esbjerg FB zu deren Europa-League-Match nach St. Étienne – gab einige Schmunzler.

Etwas weiter weg bewegte es Arthur, der, obwohl ihm die dortige Mentalität schon schwer zu schaffen macht, einen fabelhaften Indien-Report abliefert und auf dem Weg dorthin auch die VAE besucht. Alles in allem ein wirklich gutes Fanzines, das mich zur festen Stammleserschaft zählen darf.

STS

Donnerstag, 31. Dezember 2015

Höllenritt #1


Herausgeber: Fanclub "Höllenreiter"
Erscheinungsdatum: Juni 2015
Seiten: 120
Preis:3,50 €

Neues aus dem Hause Chemie Leipzig. Der BSG-Fanclub "Höllenreiter" schickt die Erstausgabe namens "Höllenritt" auf den Markt. 120 Seiten im schwarz-weißen Modus, farbiger Umschlag, vier Autoren.

Und inhaltlich? Naja. Prinzipiell find ich es ja durchaus mal erfrischend, nicht die klassische Ultra-Schreibe serviert zu bekommen, doch beim Höllenritt war ich dermaßen schnell ermattet von der informations- und weitestgehend auch witzlosen Schreibe, dass ich oft froh war, wenn sich die Spielberichte aus und um Leipzig nicht über mehr als fünf Zeilen zogen. Knackig-kurze Spielberichte können gut sein, aber in dieser Kürze nochmal das wiederzukauen, was in der Spielüberschrift steht, ist entweder mangelnder Leidenschaft oder Kreativität geschuldet. Schade.

Erstlingswerken gebe ich immer einen gewissen Anfängerbonus, doch der ist spätestens dann aufgebraucht, wenn eine Tour zu Everton gegen Wolfsburg als das „riesengroße Abenteuer“ angepriesen wird. Die Euphorie für Länderpunkte in allen Ehren, aber eine Fährfahrt nach Hull und ein Besuch im durchaus schönen Goddison Park [sic!] ist zwar ganz nett, aber mehr auch nicht. Fraglich, warum der Ausritt des VfL Wolfsburg (die Partien der Niedersachsen sind aufgrund des Exil-Lebens von einem der Schreiber mit zahlreichen Berichten vertreten) zu Sporting Lissabon nur vergleichsweise kurz abgehandelt wird. Allgemein sind die Texte mehr aufs Spielgeschehen bezogen, was typisch für Fanclub-Fanzines ist – auf Fan- und Ultra-Aktivitäten wird wirklich nur minimal eingegangen – Ausnahmen bestätigen die Regel. Darauf wird bereits im Vorwort hingewiesen, aber in den unzähligen BSG-Chemie-Berichten die Diablos kein einziges Mal zu erwähnen, ist schon ne Kunst.

Für mich auch unverständlich, wieso der FC International Leipzig in einem Atemzug mit RB Leipzig fällt, obwohl man doch eigentlich den Aufbau und die Hintergründe des neuen Vereins beleuchtet. Ich bin ehrlich: Mehr als ein paar geile, neue Reiseziele in Sachsen (Döbeln und Dittersbach etwa, aber auch die Erinnerung, endlich mal MoGoNo zu besuchen) hatte die Erstausgabe für mich keinen informellen oder unterhaltsamen Mehrwert.

STS

Dienstag, 10. November 2015

Republikflucht #5


Herausgeber: Einzelpersonen (Frankfurt/Oder)
Erscheinungsdatum: Januar 2015
Seiten: 140
Preis: 5 €

Fragt mich nicht, wieso ich erst jetzt auf dieses Heft gestoßen bin. Eigentlich spricht vieles dafür, die Republikflucht schon längst eher in den Händen zu halten als erst Mitte August 2015 – immerhin die fünfte Ausgabe schon.
Die optische Aufmachung mit aussagekräftigen, starken Hochglanzbildern erinnert stark an den "Grenzgänger" - mit dem feinen Unterschied, dass die Herrschaften der RF ne deutlich knackigere Schreibe haben als damals Marco, TaliJan und Christian - und auch mal in exotischere Gefilde reisen. Als Beispiel sei kurz die Passage aus dem Dickicht des costaricanischen Dschungels genannt: "Eine Kokosnuss, die sich trotz mehrminütigen Kampfes einfach nicht öffnen lässt, wird aggressiv gegen Bäume bugsiert, als sei dort eine Bullenwache beheimatet" - haha, schön! 

Muss zugeben, dass ich das nicht erwartet habe, aber die hauen echt einen locker-flockigen Schreibstil nach Berlin-Brandenburger Mundart raus, wenngleich ich längst nicht alle Ansichten teile. Seit dem letzten "Pseudokibicow" hab ich zudem nicht mehr solch Expertenwissen aus dem östlichen Nachbarland serviert bekommen. Da zahlt sich die geographische Nähe zu Polen sehr aus und die Protagonisten wissen dies zu nutzen, wenn man zur Mittagsstunde in der heimischen Bude noch überlegen kann, in welchem schlesischen Kaff am Abend die Stiernacken begutachtet werden sollen.

Neben dem Frönen des Gewalttourismus in Bella Polska werden aber vor allem auch Ziele auf dem Balkan, Athen in einem Rutsch per Auto, Italien und eben auch Mittelamerika (Costa Rica, Nicaragua, Honduras) angesteuert, womit abwechslungsreiche Tourberichte garantiert werden. FFO und CB? Hitlern die nicht in jedem Bericht ab? Nee, nicht wirklich – wäre auch zu plump. Nichtsdestotrotz ist die Nähe zum Inferno Cottbus unter anderem an den Grüßen im Heft unverkennbar, aber auch andere Kleinigkeiten attestieren den Schreibern, dass man mit Nazis zumindest nicht das allergrößte Problem hat. So werden Reichskriegsflaggen bei Lazio oder Varese unkritisch oder neutral bewertet. Soll jetzt nicht höher gehangen werden als nötig, aber fiel mir schon auf. Gleichwohl ein Heft mit Potential, irgendwann zu 'nem Evergreen unter den Hoppingzines in Deutschland zu werden.

STS