Herausgeber: Einzelpersonen (Nürnberg)
Erscheinungsdatum: November 2015
Seiten: 172
Preis: 3,50
Ha, kurz vor Erscheinung des
Jubiläums-Daggls habe ich doch noch meine Zeilen zur Nummer 9 fertig. Guter
Knochen, den sie an der Noris inzwischen hinbekommen. An dem Knochen ist auch
noch gut was dran, fette 172 Seiten liefert man wie gewohnt im schwarz-weißen
Layout mit den inzwischen bekannten wie geschätzten Rubriken. Perfekte Mischung
aus FCN- und Groundhopping-Berichten, wobei ich Letztere einen Ticken lieber
lese. Dort schillert einfach noch ein bisschen mehr die Persönlichkeit des
jeweiligen Autors hervor. Mit Benny, Freddy und dem Marc (S04) kenne ich
mittlerweile auch drei der Schreiber relativ gut, was den Vorteil hat, hier und
da noch ein paar Bonus-Stories serviert zu bekommen. So zum Beispiel beim Charlton-Millwall-Text,
wo man nicht nur zwischen die fliegende Fäuste einiger Lads beider Londoner
Vereine geriet, sondern auch bei den dortigen Konzertbesuchen (The Specials und
Carter USM) ein paar brenzlige Szenen erlebte. Schöner Konzi-Absturz-Bericht
auf jeden Fall, Benny.
Der Daggl ist ganz gewiss nicht
08/15, was an einigen Stellen deutlich wird. Etwa, wenn infolge der
Terroranschläge auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo"
per Erklärung gemeinsam mit zwei weiteren Nürnberger Fanzines der Trauer Ausdruck
verliehen wird. Oder wenn Maxe im Vorwort ausgiebig zu sämtlichen Themen im
"Briefe-an-die-Leser"-Stil der Titanic ausholt oder an einigen
Stellen die Anti-Nazi-Einstellung einiger Autoren unterstrichen wird. Die
Türkei-Berichte nehmen wie erwartet einen großen Teil der Ausgabe 9 ein. Klar,
schließlich zeichnet sich einer der Daggl-Protagonisten für die Regie des Films
"Ayaktakımı" (dt.: "Pöbel"), der mittels Crowdfunding
realisiert wurde und die heftige Repressionsflut in der Türkei dokumentiert. Auch
wenn ich viele Infos zu diesem Projekt bereits hatte, fand ich das Interview
sehr gelungen, da es einfach nochmals weitere Details der Arbeit von Naz und
Freddy und den Gegebenheiten vor Ort aufzeigt. Für mich sehr interessant, da
die türkische Kultur und die dortigen Fanszenen immer wieder auch Bestandteile
des Groben Schnitzers sind.
Weiteres Highlight ist die Sri
Lanka-Tour, wobei mich vor allem der Abstecher auf die Malediven interessierte.
Schon krass, wie sehr der Inselstaat als "Vorzeigeland" für die Kluft
zwischen arm und reich gilt. Sehr schön fand ich auch den retroperspektivischen
Bericht vom UEFA-Cup-Finale 1997, als sich ein Bus aus Nürnberg zum Schalker
Endspiel nach Mailand aufmachte. Stichwort: "Für 350 DM war man dabei,
inklusive Eintrittskarte" oder so.
Gewohnt gute Schreibe natürlich auch
von Marc, der insbesondere beim Belfast-Besuch mit vielen Infos um die Ecke
kommt. In der Nürnberger Fanzine-Ecke wird diesmal das "Hefdla"
vorgestellt und da der Macher mit dem auf Schreibmaschine verfassten Interview
sympathisch rüberkommt, wurde direkt mal eine Charge geordert. Bleibt nur mein
Fazit, das da lautet: Weiter so. Wuff!
STS