Erscheinungsdatum: April 2015
Seiten: 132
Preis: 3,30 €
Das Gekläffe aus Nürnberg
bereicherte mich die letzten Tage mal wieder. Etwas verspätet, denn den
Poststreik bekam die Daggl-Redaktion und nicht zuletzt die Leserschaft in
vollem Umfang zu spüren. Angekommen ist er zum Glück irgendwann und die
Warterei wurde mit der gewohnt guten Qualität entschädigt. Gleich vorweg was
zum Cover. Anspielung auf den angeblich einzigen Film, der jemals in Nürnberg
gedreht wurde. Dass es sich dabei um so einen chaotischen Kultstreifen wie
"Macho Man" handelt, passt durchaus zum Heft, ohne den Film noch im
Detail vor Augen zu haben. Schon das Titelbild der Nummer 6 und der 7 waren
recht originell, das gezeichnete Cover der Nummer 8 ist ebenso speziell und
sehr einprägsam. Das empfand ich nicht immer so, die ersten Ausgaben des Daggls
hatten da in meinen Augen öfter mal nen 08/15-Cover, was aber kein ernsthafter
Kritikpunkt ist.
Der Daggl existiert erst seit knapp
drei Jahren und in den kommenden Wochen wird die Nummer 9 präsentiert, sprich
der Vier-Monatsturnus wurde von der Redaktion um Benny und Co. locker gehalten.
Respekt. In meiner ersten Rezension vom Daggl sprach ich ja die
überdurchschnittlich große Fanzine-Erfahrung der Autorencrew an, der Großteil
ist sowohl schreiberisch als auch hoppingtechnisch sehr fit, weswegen da
reichlich neuer Stoff zusammen kommt. So etwa direkt zum Einstieg von Freidoch,
der mit einem Wohnmobil durchs Baltikum bis nach Russland - beinahe bis
Murmansk - und zurück brettert und jede Menge Infos (etwa die Russifizierung
Lettlands zu Sowjetzeiten) oder Anekdoten und Fotos (Wodka-Leichen) bietet.
Wenige Seiten weiter hinten berichtet Schammi von der WM 2014, wobei die Route
Frankfurt-Addis Abeba-Lomé-Sao Paulo mehr schockt als der WM-Report an sich.
Interessant fand ich die
Schilderungen im Zuge des legendären Abbruchsspiels zwischen Serbien und
Albanien in der EM-Quali, denn Autor psa schreibt erfrischend kritisch über den
teils harten Nationalismus in den Kurven - gibt's ja ehrlich gesagt äußerst
selten in der deutschen Fanzine-Landschaft (sonst lautet das Motto in deutschen
Heften ja doch eher: 'Die haben schon ihre Gründe und es obliegt uns nicht, das
kacke zu finden' - so ein Quatsch!). Gefreut hat mich auch, wieder was von
Marc04 zu lesen, gewohnt gute Qualität bei seinem Balkanbericht. Nur die
Verbindung mit dem Kackstift und der hypnotisierenden Meeresorgel in Zadar hab
ich nicht gerafft... ;-)
Was den Daggl noch ausmacht: Die verschiedenen Rubriken, wie zum Beispiel die Präsentation der Fanzine-Geschichte des Clubs (diesmal mit dem durchaus noch bekannten "Schlagstock Anal", der FCN-Classic-Bericht, "Der Glubb is a Depp - Wir sind der Glubb" und die Fanzine-Reviews. Das zeugt von Vielfalt und Kreativität und hebt sich vom klassischen Spielberichte-Hopping-Heft ab.
Allgemein ein richtig gutes Ding,
weil es auf die Konformität scheißt und so eben auch mal vom Triathlon aus
erster Hand berichtet wird, und das unerwarteterweise interessant! Ich freue
mich auf die nächste Ausgabe.
STS