Titel: Side by Side 1
Herausgeber: Einzelpersonen
(Babelsberg)
Erscheinungsdatum: April 2014
Seiten: 64 / sw
Preis: 1,50
Eine Neuerscheinung aus dem
Babelsberger Blätterwald erreichte mich am Ende der vergangenen Saison. Halt,
so neu ist's gar nicht. Das "Side by Side" gehört zu jenen Heften,
die eine Nuller-Ausgabe als Pilotfolge rausgegeben haben, die ich damals aber
nur ungetackert und mit relativ wirr zusammengeschmissenen Texten bekam. Naja,
für's Debüt drück ich ja immer mindestens ein Auge zu, auch wenn ich aufs
Fortbestehen der Lektüre eigentlich nicht mehr allzu viele Pfifferlinge setzte.
Nun kenne ich die Macher aber mehr oder weniger gut und weil diese in vielen
Bereichen sehr engagiert sind und zudem Bremer Unterstützung fürs Layout
rangeholt wurde, tauchte die (echte) Ausgabe 1 dann an so einigen Ecken
deutlich verbessert auf.

Die erste Hälfte des Heftes wird mit
Groundhopping-Berichten gefüllt. Keine Hammertouren durch den Kaukasus oder
Zentralamerika, dafür Vieles in "erreichbarer" Nähe: Spanien, Polen,
Italien sowie einige Perlen der Berlin-Liga. Und weil das alle sehr
sprachgewandt, wortwitzig und vor allem informativ ist, macht es auch Bock zu
lesen. Ausnahme ist der Spielbesuch bei Wisla Krakow, dessen Anfang irgendwie
abhanden gekommen scheint. Jedenfalls ein sehr abgehackter Start für eine
eigentlich ganz geile Polentour. Der Auswärtskick des SV Werder bei Hertha BSC
wurde ebenso besucht und der Auftritt auf den Rängen ziemlich detailreich und
mit eigenen Ansichten ausgeschmückt. Nicht so öde und glattegebügelt wie im
typischen Stakato-Sprech einiger Gruppenhefte.
Der zweite Teil dieses 64 Seiten
umfassenden Fanzines im Copystyle beinhaltet neben einigen Gastberichten von
Spielbesuchen bei Celtic (die freundschaftlichen Kontakte zu den Green Brigades
dürften bekannt sein) und lesenswerten Essays über die Verbindung von Drogen
und Fußball in Kolumbien einige Seiten Politik- und Mentalitätsgedöns, wobei
ich gerade beim Text "Ultras 2.0" mehrmals zustimmen musste. Die
überhand nehmende Entwicklung, (gruppen-)sensible Infos oder Fotos in sozialen
Netzwerken zu teilen, begrüße ich ebenfalls nicht und ich kann den Autor
verstehen, dass der Wunsch durch Regulierung eines (scheinbar nicht
vorhandenen) Direttivo eine Lösung sein könnte. Ob sich durch hierachische
Strukturen grundlegend etwas innerhalb im jüngeren Teil der Gruppe (respektive
der gesamten Ultrasubkultur) ändert, ist aber fraglich. Dinge, die ich an
dieser Stelle auch nicht weiter erörtern möchte.
Unterm Strich ist eine
gelungene Erstausgabe bei rumgekommen. Ein Heft, das der Feder eines kleinen
Freundeskreises entstammt und relativ locker das zu Papier bringt, was in
letzter Zeit erlebt wurde oder gerade unter den Nägeln brennt. Weiter so,
bleibt am Ball!
STS