Donnerstag, 19. Dezember 2013

Hahndrang 2

Titel: Hahndrang 2
Herausgeber: Ultra Crew Iserlohn
Erscheinungsdatum: August 2013
Seiten: 74,sw
Preis:  2,-

Nach längerer Auszeit, kann ich euch wieder mal ein Heft aus der Eishockeyszene vorstellen. Die Auswahl ist hier nicht besonders groß und so stammt das Fanzine wieder aus der Feder der Ultracrew Iserlohn. Die UCI gehört neben den Gruppen aus Düsseldorf und Augsburg zu den Aktivposten in der deutschen Eishockeyliga und bringt neben einem regelmäßig erscheinenden Infoflyer auch ein Fanzine namens „Hahndrang“ heraus. Angelehnt an den Beinamen  der Iserlohner: Roosters. Schade, dass man sich mit so einem Unsinn abfindet, bzw. ihn auch noch feiert. Hier ist anzumerken, dass die Iserlohner ihren Zusatz im Namen erst in den späten 90ern bekommen haben, als es quasi Mode war, ein Maskottchen zu haben. Vereine, wie die Kölner Haie und die Eisbären Berlin können hier nicht zum Vergleich herangezogen werden.

Inhaltlich wird wie schon in der ersten Ausgabe eher Hausmannskost geboten. Ausschließlich Spielberichte (Iserlohner EC und Groundhopping) der Saison 2012/2013. Leider überhaupt keine Texte, die vereinspolitische Themen behandeln oder die Welt der Ultras im Eishockey ein wenig näher beschreiben. Schade, denn es gibt viele interessante Themen zu behandeln, doch der Leser bleibt mit seinen Fragen alleine. Das kann auch der „eingekaufte“ Sauerland-Jens (Herausgeber Sauerland Echo) mit einem Bericht vom Spiel HK Dinamo Minsk – HK Lokomotive Jaroslawl nicht ändern. Die verschiedenen Hopping-Berichte bringen zwar etwas Abwechslung zu den sehr monotonen Spielberichten der Sauerländer, aber für eine Kaufempfehlung reicht es nicht aus.

Wer trotzdem Interesse hat, kann für 2€ unter hahndrang@liebt-dich.info bestellen. Die Auflage liegt bei 100 Exemplaren. Hier ist wahrscheinlich Eile geboten.

Montag, 9. Dezember 2013

Im Norden des Südens

Titel: Im Norden des Südens
Herausgeber: Ted Striker
Erscheinungsdatum: 2013
Seiten: 100, f
Preis:  4,90

In „Im Norden des Südens“ nimmt uns Ted Striker wieder mit auf die Reise. Ziel: Südamerika. Unter den besuchten Ländern befinden sich nicht die vielleicht populären Reiseziele  Argentinien, Brasilien, Uruguay und Chile, sondern Venezuela, Kolumbien, Guyana, Suriname und Barbados.  Verpackt sind die Geschichten auf 100 vollfarbigen Seiten im, ja, wie heißt denn das neue BFU-Format? B5? Auf jeden Fall etwas größer als A5. Damit vielleicht auch der etwas hohe Preis von 4,90, pro Ausgabe.

Viel Fußball wird nicht geboten. Quotenhopper oder Ascheterroristen werden sicher nicht nur einmal mit den stehenden Nackenhaaren konfrontiert werden, denn Martin Czikowski stellt den Reisegenuss stets über den Besuch von Fußballspielen. So kann es auch mal vorkommen, dass ein Spiel nicht besucht wird, ein Länderpunkt in Gefahr ist, oder ein Altern
ativprogramm einfach interessanter ist. Komplett vernachlässigt wird das runde Leder aber nicht und so ist es dann auch auf Seite 29 soweit: Real Cartagena und Atletico Junior Barranquilla duellieren sich in der ersten kolumbianischen Liga. Weitere Spiele folgen, immer schön gesondert dargestellt in einem Infokasten. Wer also nur Bock auf Fußball hat, sollte sich den grauhinterlegten Textpassagen widmen.

Das würde ich aber nicht empfehlen, denn ihr würdet einiges verpassen: Eindrücke aus einer der gefährlichsten Städte der Welt (Nein, nicht Frankfurt, Caracas), Wanderungen in verlassenen Nationalparks, Erkundung des Dschungels und Grenzübertritte, die nicht dem von Deutschland nach Österreich zu vergleichen sind.  Aufgelockert wird das Geschriebene mit einer Masse an Bildern. Viele Fotos vermitteln einen schönen Eindruck von der Reise, einige hingegen wirken auch wie aus der Hüfte geschossen. Das Gesamtbild passt aber. Auch textlich bietet uns der Autor kein reines  Runterrattern von Wikipediaartikeln oder Reiseführern, sondern eine humorvolle Geschichte, gepaart mit viel Informationsgehalt.
  
„Im Norden des Südens“ kommt für mich persönlich nicht an „Eine Reise dorthin, wo der Osten schon wieder Westen ist“ heran, aber dennoch kann ich das Fanzine ohne Vorbehalt empfehlen. Etwas weniger Abenteuer und etwas weniger Fußball, als auf der Reise in den Osten, aber immer noch viel Lesespaß. Kaufen!

Donnerstag, 28. November 2013

Zentralorgan Saisonrückblick 2012/2013

Titel: Zentralorgan Saisonrückblick 2012/2013
Herausgeber: Ultras Dynamo
Erscheinungsdatum: Oktober 2013
Seiten: 152, f
Preis:  4,-

Der Saisonrückblick vom Zentralorgan erscheint mittlerweile zum achten Mal und ist eine sichere Bank für gute Unterhaltung. Im gewohnten Design präsentieren die Ultras Dynamo auf 152 Seiten die vergangene Saison. Hochglanz, schöne Bilder und ein ordentliches Layout wollen mit vier Euro bezahlt werden. Das geht soweit in Ordnung.

Inhaltlich fahren die UD die gleiche Linie, wie in den zuvor erschienenen Heften.  Ein Großteil  des Platzes wird den Spielberichten eingeräumt. Hier gibt man sich in der aktuellen Ausgabe wesentlich selbstkritischer, honoriert auch des Gegners Leistungen und  verschweigt auch mal die ein oder andere umgeworfene Würstchenbude und den mit Ordnungsschellen belegten Hopper. Auch das obligatorische Gepöbel gegen Wessiultras wurde etwas heruntergefahren. Dennoch verwendet man immer noch gerne Aussagen, wie „Wenn Dynamo spielt, ist Bürgerkrieg!“. Die Authentizität muss ja gewährleistet sein. ;-)

Für die Statistikfreunde stets ein Highlight: Der Zahlensalat. Nicht nur Infos (Anzahl der Gäste, Kosten für den Eintritt, Anreise, Entfernung) zu den eigenen Spielen, sondern auch Zahlen zu Besuchen bei den Freunden in Zwickau und Sarajevo finden ihren Platz. Diese Besuche werden mit jeweils zehn Seiten Text dokumentiert. Besonders abwechslungsreich sind hier die Stippvisiten bei der Horde Zla in Sarajevo. Sorgte doch die mitgebrachte Elbkaida-Fahne für etwas schlechte Stimmung beim Schiedsrichter. Dieser wollte den Fetzen sogar von der Polizei beim Derby gegen FK Zeljeznicar entfernen lassen. Ein Zaunfahnenspezial, Texte zum Vereinsjubiläum und Lehmanns letzte Worte zur Saison runden das Programm ab. Immerhin vier Seiten beschäftigen sich mit den Aktionswochen „12:12“, die von den Dresdnern aktiv begleitet wurden.

Bestellen könnt ihr das Zine direkt unter www.ultras-dynamo.de (hier ist auch noch die Ausgabe von der Saison 2011/2012 erhältlich), oder im NOFB-Shop. Für manche dürfte das Zentralorgan etwas zu wenig Tiefgang haben, für viele passt es so, wie es ist. Immer schön authentisch bleiben.

Freitag, 8. November 2013

Grenzstadtkurier 7

Titel: Grenzstadtkurier 7
Herausgeber: Whiskykurve FC Kreuzlingen
Erscheinungsdatum: Mai 2013
Seiten: 48,f
Preis: 5 CHF


Zugegeben, weder von der „Whiskykurve“, noch von der Stadt Kreuzlingen hatte ich bis vor ein paar Wochen etwas gewusst. Kreuzlingen liegt idyllisch am Bodensee und ist Nachbarstadt von Konstanz, allerdings auf Schweizer Seite. Im dortigen Hafenareal, das sie anheimelnd „Klein Venedig“ nennen, kickt der Fünftligist FCK. Dessen Fans stehen nicht nur für ausgeprägten Humor und angenehme Lockerheit, sondern hacken im Verhältnis zur Größe des Vereins und der Szene auch richtig in die Tasten.

Neben dem mir vorliegenden „Grenzstadtkurier“ (Nummer 7, erschienen im Mai 2013) existiert mit der „Hafenschlampe“ nämlich sogar ein weiteres Heft aus den Kreisen der „Whiskykurve“, einer relativ losen Zusammenschluss mit Skinhead- und Punk Einfluss. Der etwas spezielle Name der Kurve rührt auch aus einem spaßigem Verständnis, verwurzelt in der englischen Working Class. Zurück zum Heft: Mit „oldschool Fanzine seit 1999“ wird auf dem Titel geworben. Und in der Tat wartet das Heft, im Gegensatz zu klassischen Ultraslektüren, nicht mit sich völlig abfackelnden Kurven oder dicken Graffiti auf, sondern legt den Fokus auf die Geschichte des Clubs – den Titel schmückt daher ein Uralt-Foto aus den 30er-Jahren. Solch akribische Archivarbeit kann letztlich oft dröge präsentiert werden, doch der Macher zieht die Geschichte in kurzweiligen Etappen auf und hängt sogar noch ein paar sensationelle Anekdoten von den Gastspiele West Ham Uniteds ran, die damals ihre Trainingslager-Zelte am Bodensee aufschlugen. 

Allgemein ist das Heft ein kleiner Nostalgiedampfer, wie immer wieder kleine Einwürfe zu alten Spielprogrammen oder das romantisierte Schwelgen über die alten Grounds in Kreuzlingen bestätigen. Auf eintönige Spielberichte wird übrigens verzichtet, stattdessen gibt es ein sechsseitiges Editorial, das über die Entwicklungen der für mich durchweg sympathischen Fanszene und des Vereins informiert. Fanzine- und Buchbesprechungen sowie ein Blick über den Tellerrand nach Norditalien machen das Heft zu einem ernsthaften Anwärter für meinen „Regelmäßig-kaufen-und-lesen“-Bereich. Einziger Minuspunkt ist der, wie so oft bei Schweizer Fanzines, hoch angesetzte Preis von fünf Franken.
 
STS

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Osnabrücker Kartoffelbrei 1


Titel: Osnabrücker Kartoffelbrei
Herausgeber: Einzelpersonen (Osnabrück)
Erscheinungsdatum: Juli 2013
Seiten: 100, sw
Preis: 2,-

Kartoffeln, Milch, Butter, Muskat und Salz. So wurde er schon von der Oma zubereitet. Dass er jetzt auch noch auf dem Klo, nicht im Klo, landet, ist einer Gruppe Osnabrücker Groundhopper zu verdanken. Der Kartoffelbrei. „Osnabrücker Kartoffelbrei“ um genau zu sein.  Nahezu farblos, wie der Brei, dafür aber günstig (2€ für 100 Seiten), ebenfalls wie der Brei, erscheint die Erstausgabe
Zu den Spielen des VfL Osnabrücks gesellen sich einige Tagestouren durch Deutschland. Dazu kommt eine zweiwöchige Reise rund um das Spiel der deutschen Nationalmannschaft in Kasachstan, eine Tour nach Israel und weitere kleine Kurztrips.

Die ersten 30 Seiten ziehen sich etwas. Etwas Abwechslung kommt erst mit der längeren Tour Richtung Kasachstan auf. Ein wenig mehr Kultur, Land und Leute, anstatt Suffgeschichten über Allesfahrer der Nationalmannschaft und der Bericht wäre richtig gut geworden.  Im Laufe des Hefts steigern sich die Autoren aber immer mehr, die Erzählungen werden abwechslungsreicher und das Heft endet mit den Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Osnabrücker schon zum zweiten Mal in Folge gegen Dynamo antreten mussten, aber dennoch hätte ich mir von den Berichten etwas mehr erwartet. Relegation, nech?

Als Vielleser bin ich natürlich auch ein „Freund“ vom weitverbreiteten Hoppingjargon. Vielfach werden Stadien geentert, Gerstensaftkaltschalen geleert, Punkte verteilt und Aktionen als gelungen betrachtet. Die Kartoffelbrei-Crew setzt aber noch einen drauf: Hier werden tatsächlich auch Betten geentert. Nach einer kurzweiligen Rückfahrt, versteht sich.

Für eine Erstausgabe ist das aber alles Jammern auf hohem Niveau. Grundsätzlich bin ich mit dem Heft zufrieden. Potential ist vorhanden und ich werde sicher auch bei der nächsten Ausgabe zuschlagen. Bestellen könnt ihr das Heft unter osnabruecker.kartoffelbrei@web.de  oder ganz zeitgemäß bei Facebook.

Freitag, 18. Oktober 2013

Kaiserschmarrn 2


Titel: Kaiserschmarrn 2
Herausgeber: Einzelperson (Gelsenkirchen)
Erscheinungsdatum: Januar 2013
Seiten: 76, sw
Preis: 2,50

Kaiserschmarrn! Da denke zumindest ich zunächst an eine köstliche Süßspeise aus Österreich, die ich mir schon mehrfach einverleiben durfte. Mit dem Gault Millau und Guide Michelin sind wir (noch) nicht zu vergleichen und somit komme ich wieder zum Thema. Fanzines. Erwartungsgemäß hätte ich ein Heft mit o.g. Titel eher in südliche Gefilde gepackt, doch Überraschung, denn ich wurde mit den Worten „Glück Auf“ begrüßt und schnell war klar, dass der Autor einem Ruhrgebietsclub die Daumen drückt. Der Titel lässt sich übrigens auf die Imitationskünste des Autors zurückführen und ist in der Tat etwas irreführend. 

In der aktuell zweiten Ausgabe schreibt ein ehemaliges Mitglied von UGE über sämtliche Begegnungen der Schalker, sowie einige wenige Abstecher zu Spielen ohne königsblaue Beteiligung. Dass der Hopping-Teil zu kurz kommt, liegt laut Angabe des Autors an der kostenintensiven Saison des eigenen Vereins. Präsentiert werden die Spiele übrigens sehr schlicht auf 76 Seiten in den Farben schwarz und weiß. Auch wenn leicht verpixelte Fotos seinen Charme haben können, muss man nicht unbedingt komplett schwarze Bilder mit ins Heft nehmen. Etwas erkennen möchte der Leser dann doch, sonst kann man auch komplett auf Bilder verzichten. Textlich ist man hin und wieder etwas holprig unterwegs und befindet sich auf der Suche nach dem eigenen Stil. Hier würde ich empfehlen auf die eine oder andere Suffgeschichte zu verzichten und lieber etwas detaillierter von den wenigen Reisen ins Ausland zum Besten zu geben. 

Eine eindeutige Ente konnte ich dann auch noch in dem Heft ausmachen, denn den Boys Saarbrücken wird doch glatt ein Engagement im Alerta Network angedichtet. Sonst wird aber solide gearbeitet und wenn man bedenkt, dass das Fanzine größtenteils von einem einzigen Schreiber mit wenig Erfahrung auf dem Gebiet stammt, will ich mal zumindest ein Auge zudrücken. Erfreulich ist die Rezensionsecke, in der gut 20 Hefte besprochen werden. Wer ein abwechslungsreiches Heft erwartet, sollte aber dennoch nicht zugreifen, wer hingegen Infos über die Europapokalauftritte und Bundesligaspiele des FC Schalkes haben möchte, kann für 2,50 € unter Kaiserschmarrn04@web.de zuschlagen. Mit dem zweiten aktuellen Erzeugnis (1000 Feuer) aus Schalker Kreisen, kann der Kaiserschmarrn noch nicht konkurrieren, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Sonntag, 29. September 2013

Wäuebrächer 2


Titel: Wäuebrächer 2
Herausgeber: Urban Squad
Erscheinungsdatum: Sommer 2011
Seiten: 156
Preis:  8 CHF

Grüezi mitenand, nicht brandneu, aber auf keinen Fall angestaubt ist die zweite Ausgabe des Wäuebrächers. Man bekommt ja nicht jeden Tag etwas aus dem Ausland vor die Augen und nachdem ich die ersten Seiten überflogen habe, war mir schnell klar, dass ich dieses Heft vorstellen muss. Es wurde zwar auch das beliebte DIN A5 Format gewählt, die Seiten sind allerdings an der kurzen Seite mit Hilfe einer Klebebindung verknüpft. So entsteht eher der Eindruck, als ob man ein Album durchblättert. 

Nach einer kurzen Einleitung starten die Autoren direkt mit der Aufarbeitung der vergangenen Saison. Primär werden die Auftritte im Europapokal behandelt, die neben Odense und Getafe auch Gegner wie Tottenham, Stuttgart und Fenerbahçe aus der Loskugel zauberten. Erfreulicherweise verzichten die Berner auf die Spielberichte der schweizerischen Profiliga und dokumentieren die Saison 2010/2011 mit Unterstützung von Fotos. Durchweg unterhaltsam sind auch die weiteren, vielseitigen Beiträge (Blick auf die eigene Kurve, Grundrechte für Fußballfans usw.). Bei dem Bericht über das Kulturzentrum Reithalle/Reitschule (jetzt weiß ich auch endlich, was die „Scheiss AFD“-Crew immer in einer Reithalle wollte, wenn sie ihre Freunde aus Bern besucht haben) hätte man aber ruhig mehr Stellung beziehen können. Der ausführliche Rückblick auf die Geschichte der ehemals besetzten Einrichtung ist zwar auch sehr ansprechend, aber besonders hier hätte ich mir ein wenig mehr Hintergrundinformationen gewünscht. 

In der Rubrik „Frömdgah“ stehen Groundhoppingtouren und Besuche im südhessischen Darmstadt im Mittelpunkt. Nicht nur wegen seiner eigenwilligen Aufmachung, spreche ich für den Wäuebrächer eine Kaufempfehlung aus. Auch inhaltlich überzeugt das komplett farbig gehaltene Fanzine auf nahezu allen 156 Seiten. Die 8 CHF, die man berappen muss, hören sich viel an, sind aber aufgrund höherer Produktionskosten gerechtfertigt. Wer Angst hat, dass das Magazin der Urban Squad komplett in schweizerdeutsch geschrieben ist, den kann ich beruhigen. Abgesehen vom Titel und dem Inhaltsverzeichnis verlaufen sich äußerst selten fremde Vokabeln ins Geschriebene. Eine Wäuebrächer ist hierzulande übrigens als Wellenbrecher bekannt. Restexemplare sind möglicherweise unter http://www.ostkurve.be/ erhältlich.

Mittwoch, 18. September 2013

The Hillbilly Rag – Saisonrückblick 2011/2012


Titel: The Hillbilly Rag – Saisonrückblick 2011/2012
Herausgeber: Einzelperson Burghausen
Erscheinungsdatum: 2012
Seiten: 52, sw
Preis: 1,-

Keine 20.000 Seelen leben in Burghausen, dafür aber eine professionelle Fußballmannschaft, die von einer kleinen, aber aktiven Kurve unterstützt wird. Literarische Ergüsse waren, abgesehen von einem Spieltagsflyer der Ultras Black Side, eher Mangelware. Darüber hinaus erscheint seit zwei Jahren das Spieltagszine „In den Grüben“. Eine Zusammenfassung dieser Ausgaben habe ich frisch für euch durchgewälzt.

Das gute Stück hört auf den Namen „The Hillbilly Rag“, was so viel wie Hinterwäldler-Schmierblatt bedeutet. Hinterwäldler passt ja schon ganz gut und ob es ein Schmierblatt ist, sehen wir gleich. Neben den Spielberichten des SV Wackers finden auch einige Hardcore- und Punk-Konzerte den Weg ins Heft. Die lockeren Berichte sind eine willkommene Abwechslung zum manchmal etwas tristen Ligaalltag der Burgstädter und das sage ich nicht nur, weil ich einen ähnlichen Musikgeschmack habe.

Neben den Spieltagen 1-38 und Pokalwettbewerben finden auch einige ausgewählte Spiele ohne Beteiligung der Burghausener ihren Platz. Von einem nennenswerten Groundhopping-Anteil zu sprechen, wäre aber übertrieben. Nach eigener Aussage, ist man durch eine derbe Ausdrucksweise bekannt und verzichtet auf großes Mentalitätsgesülze. Gerade Letzteres ist man ja eigentlich eher aus südlichen Gefilden gewohnt. ;-) Auch rein äußerlich macht das Fanzine einen sehr rustikalen Eindruck: Klammerbindung, farblos und eine sehr einfache Gestaltung prägen das Heft. Dafür ruft der Herausgeber auch nur schmale 100 Cent für 52 Seiten auf, die ihr unter indengrueben@gmail.com bestellen könnt. Seltenheitswert hat das Erzeugnis auf jeden Fall, denn bei einer 50er Auflage kann man nicht gerade von einer Massenproduktion sprechen. Wer auf Groundhopping steht, ist hier an der falschen Adresse, wer aber musikinteressiert ist und mehr über eine verhältnismäßig unbekannte Fanszene erfahren möchte, sollte hier definitiv zuschlagen. So grob und derb wird’s auch nicht, wie es das Vorwort ankündigt. Also keine Angst haben und bestellen.

Donnerstag, 5. September 2013

Sauerland Echo 54

Titel: Sauerland Echo 54
Herausgeber: Jens Hilgert
Erscheinungsdatum: April 2013
Seiten: 92, farbig
Preis: 4,-

Eines der ältesten, noch existierenden Groundhopping-Fanzines kommt aus dem Sauerland. Bayern-Fan Jens Hilgert schildert seit sage und schreibe 20 Jahren seine Touren in gedruckter Version und hat, seit ich das „Sauerland-Echo“ kenne, immer mindestens eine richtig ausgefallene Reise im petto.

Diesmal ging's an die westafrikanische Küste nach Guinea, dorthin „wo bereits die DDR spielte“. Fast fühlt man sich an die grandiosen drei SE-Ausgaben erinnert, als Jens auf seiner „Gummikuh“ bis nach Südafrika zur WM düste. Diese Wahnsinns-Tour wird wohl so schnell nicht überboten – und dennoch: Aus Conakry habe ich zuvor noch nichts gelesen (im Zusammenhang mit Fußball schon gar nicht), allein deshalb lohnt sich der Kauf in meinen Augen. Auch die restliche Spielauswahl ist lesenswert, hervorhebenswert sind die Berichte aus Irland und Belarus.

Die EURO 2012 findet standesgemäß einen großen Platz im Heft. Gerade angesichts der Tatsache, dass ich Turnierberichte und DFB-Spiele insbesondere eigentlich totlangweilig finde, waren die Schilderungen von knapp drei Wochen durch Polen und die Ukraine echt alles andere als trostlos. Sicherlich ist gerade die Ukraine auch nicht das typische Austragungsland einer EURO, aber die Beschreibung der dortigen Erlebnisse außerhalb der Stadien, gepaart mit Kultur (z. B. Jalta), fand ich besser und witziger als erwartet.

Einzig der Schreibstil an sich ist nicht mein Fall. Immer von „unseren“ Bayern und „unseren“ Nationalspielern zu sprechen fängt irgendwann an zu nerven. Dazu sind Taxifahrer oder Händler im Prinzip immer irgendwelche „Mokel“. Und Menschen anderer Nationalität ständig und fortwährend als „die kleinen“ XY, wahlweise auch „Spaghettis“ / “Käsefresser“ / “Froschschenkelliebhaber“ zu betiteln, zeugt eher davon, dass es seit den 90ern keine Weiterentwicklung im Schreibstil gab. Auch dieses ewige „Stadion entern“ ist aus dem klassischen Hopperjargon vermutlich nicht mehr wegzudenken. Aber genug der Moserei, insgesamt ein gutes Heft, das aufgrund einer breiten und bunten Spielauswahl sicher auch in Zukunft von mir erworben wird. Preis 4 €, Kontakt: jens.piahilgert@t-online.de 

STS

Mittwoch, 28. August 2013

Les Pensées de la Caillera 1


Titel: Les Pensées de la Caillera
Herausgeber: Caillera
Erscheinungsdatum: März 2013
Seiten: 68, sw
Preis: 2,50 €

Ne Parole mit anderem Titel, oder? "Les Pensées de la Caillera" heißt das aktuelle Fanzine, der im Sommer 2012 neu gegründeten Bremer Gruppe Caillera. Die Mitglieder stammen größtenteils aus der nicht mehr existenten Gruppe Racaille Verte, von denen auch damals schon die eben  angesprochene Parole herausgegeben wurde.

Die mir vorliegende Erstausgabe behandelt die Hinrunde 2012/2013. Neben den üblichen Spielberichten (wie gewohnt in Monate unterteilt), reihen sich verschiedene Rezensionen und Texte in das schlichte Layout ein. Auf großes „Tam Tam“ wird also verzichtet. Da sind die Wörter und Zahlen in rosafarbenen Lettern auf der Titelseite schon das Auffälligste. Mindestens genauso schön: Das Stillleben „Flutlichtmast im Nebel“. Der optische Eindruck geht also auf jeden Fall in Ordnung.

Inhaltlich stelle ich an die Autoren sicher höhere Ansprüche, als an Andere, die eine Erstausgabe auf den Markt werfen. Hier schwingen keine unerfahrenen Schreiber die Feder. Vermutlich kamen sie aber nicht bei den Spielberichten zum Zug. Lustlos geschrieben und  teilweise schwach formuliert, sind die ersten Gedanken, die ich nach dem Lesen habe. Damit will ich allerdings nicht behaupten, dass die Erzählungen ohne Informationsgehalt sind. Einige Einblicke in den Alltag der neuen Gruppe werden schon gewährt. Themen sind zum Teil die Standortfindung bei Auswärtsspielen, eigenständige Anreisen und das (Nicht)Zusammenwirken mit anderen Gruppen  aus der eigenen Kurve.

Wesentlich mehr angesprochen haben mich die anderen Artikel im Heft. Die Rubriken „Phrasendrescher“ und „Kleine Gedankenecke“ beweisen, dass Selbstreflexion stattfindet. Der Bericht aus der Abteilung  „Arbeit mit dem Verein“ und die Dokumentation von Forenbeiträgen bestätigen, dass der Austausch untereinander weiterhin einen hohen Stellenwert hat und mit der Rezensionsecke sowie dem leidigen Thema Gummigeschosse wagt man auch den vielzitierten Blick über den Tellerand.  Ich alter Phrasendrescher… ;-)

Luft nach oben gibt es auf jeden Fall. Besonders im Bereich der Spielberichte. Davon abgesehen bin ich eigentlich zufrieden. Verhältnis von Preis und Leistung passen.  2,50 für 68 Seiten sind nicht zu viel.  Also kaufen und/oder auf die Nr. 2 warten, die wohl bald erscheinen wird.