Erscheinungsdatum: Januar 2015
Seiten: 120, f
Preis: 3,50
Lange, verdammt lange hab ich auf
die zweite Ausgabe des Erfurter Landstreichers gewartet. Geschlagene fünf Jahre
ist es her, dass das Autorenteam um Damian und Andre ihre Debütausgabe auf den
Markt geworfen hat. Das erste Heft kam in meiner Rezension, die ihr im
Schnitzer #6 nachlesen könnt, relativ gut weg. Ich kann vorweg nehmen, dass
auch trotz dieser ausführlichen (kreativen?) Pause die Numero zwei lesenswert
ist – und das nicht nur, weil etwa auf Länderspiel-Berichte verzichtet wird.
Rein optisch ist das Heft etwas moderner geworden, Farbfotos, wenn auch nicht
immer in der idealen Auflösung, begleiten die Texte auf nahezu jeder Seite.
Vieles erinnert ans Köpenicker Jottwede (was durchaus positiv gemeint ist!),
gerade auch hinsichtlich der besuchten Länder, die überwiegend südöstlich der
Gera liegen.

Besonders gespannt war ich auf die
Berichte aus den entfernteren Ländern wie Japan, Südkorea, Costa Rica,
Nicaragua und Panama. Für diese fernen Regionen zeichnet sich stets Autor Kai
Hawaii verantwortlich. Der ostasiatischen Teil wird er in meinen Augen etwas zu
kurz abgefasst, allerdings handelte es sich nicht um eine geplante Hoppingtour,
sondern um eine Dienstreise. Aus Zentralamerika gibt es dafür eine schön
zusammenhängende Tour, die sich eher weniger um den dortigen Fußball, sondern
mehr um das dortige Flair mit all seinen schönen und hässlichen Seiten zeigt.
Warum der Schreiber in einer Passage so ein Bohei um vermeintliche political
incorrectness (man verweist bereits im Vorwort ausdrücklich darauf, eben nicht
jeden "grammatikfeindlichen Müll" mitzumachen und grüßt mit
"Anti PC") macht, ist eventuell mangelndem Selbstbewusstsein
geschuldet – denn wirklich incorrect ist die anschließende Beschreibung der
Situation der urinierenden Freundin auf dem panamesischem Straßenstrich nicht
wirklich.
Immer wieder – und das gefällt mir
vor allem bei den Touren durch Osteuropa sehr, gibt’s schöne Anekdoten: Etwa
die brisante Hool-Begegnung in einem Restaurant in Stara Zagora oder das
Empfinden eines Griechen, wenn er auf Deutsche trifft. Überausführlich und hintergründig
wird auch über die Derbys in Sarajevo und Belgrad berichtet, wobei Letzteres im
Jahr 2013 gleich zweimal aufgesucht und im Heft reichlich bebildert wird. Was
bleibt mir anderes übrig, als über einen gelungen Neustart zu resümieren und zu
fordern, dass die Ausgabe 3 doch bitte deutlich vor 2020 erscheinen möge.
STS
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