Titel: The emBayer strikes first
- Groundhopping made in Lev #1
Herausgeber: Einzelpersonen (Leverkusen)
Erscheinungsdatum: September 2014
Seiten: 108, sw
Preis: 2,50 €
Herausgeber: Einzelpersonen (Leverkusen)
Erscheinungsdatum: September 2014
Seiten: 108, sw
Preis: 2,50 €
Aus Leverkusen erreichte mich im
vergangenen Monat ein brandneues Fanzine zweier Protagonisten, mit denen ich
auch schon den einen oder anderen Ground angesteuert habe. Dementsprechend
gespannt war ich, was die beiden in ihrem Heft zustande gebracht haben.
Zunächst stellen sich beide Autoren in einer Präambel vor. Während Marius schon
einige Jährchen in diesem Business unterwegs ist, kam Daniel erst 2010 auf den
Geschmack, Stadien zu sammeln. Beide haben ein Faible für die Band "Bad Religion",
weshalb auch das alte "The Empire Strikes First"-Albumcover dieser
Punkrock-Kapelle zum Titelbild dieser Lektüre modifiziert und mit "The
emBayer strikes first" untertitelt wurde.
Auf den ersten zwei Seiten kündigt
man an, dass die Spielauswahl auf den folgenden 106 Seiten willkürlich erschien
und ein gewisses Chaos gewünscht sei. Und in der Tat: Die Auswahl der Touren
erfolgt willkürlich, die Reihenfolge auch - also nicht chronologisch. Nach
einer durchaus interessanten Eröffnungstour nach Luxemburg, derjenigen, die
Daniel mit dem Groundhoppingfieber infizierte, schwirrt mal ein zäher Report
vom Kreispokal in Wuppertal rein, mal ein vier Jahre alter Tourabriss im
Baltikum oder zwei Spielbesuche während des Studienaufenthalt in Mexiko, mal
ein süffiger Bericht – klar, Leverkusen, hehe – aus dem SVB-Sambawagen nach
Hoffenheim. Dabei gibt's gar nicht so ein permanentes Saufgelage in diesem
Heft, da hab ich weitaus weitaus süffigere Hefte in Erinnerung. Die beiden sind
sicherlich gut am Glas, bringen das aber angenehmerweise nicht durchgehend zum
Ausdruck.

Die Berichte von Daniel sind da
ungleich besser, da bei ihm die Leidenschaft für die ganzen Reisen angenehm
vertextet und somit in meinen Augen einfach gelungener rüberkommen.
Geschichten, wie der steinige Weg zum Länderpunkt Italien in Lecce mit
zahlreichen Hindernissen fand ich jedenfalls absolut lesenswert.
Bedauernswerterweise ist Daniels Anteil am Heft kleiner. Was bei beiden schnell
auffällt: Die Hintergrundinfos zu Ultraszenen werden, wenn denn schon mal
welche bei den besuchten Spielen auftauchen, eher rar gesät. Das ist nun nicht
weiter verwerflich, da der Trip an sich im Vordergrund stehen soll und die
Stadien einen höheren Stellenwert einnehmen als das, was sich da in Kurven tummelt.
Nur, wenn ich mit einem Ultra aus so einer alten, legendären Szene wie der
Fiorentina ins Gespräch komme und dies dann im Heft auch noch erwähne, dann
interessiert es mich als Leser brennend, was er denn etwa über die deutschen
oder italienischen Verhältnisse in den Kurven denkt. Auch zu den Differenzen in
der Szene der Grashoppers Zürich, zu der einer der Autoren ja gute Kontakte
hat, hätte man ruhig noch ein bisschen was schreiben können.
Ich will das Heft keinesfalls
zerreißen, sondern lediglich Anreize für etwaige Nachfolge-Ausgaben schaffen.
Die Arbeit für solch ein Fanzine ist immens, auch wenn - wie in diesem Fall -
die Texte mitunter schon seit Monaten in der Schublade oder Festplatte
schlummern. Gerade Newcomer haben es in diesen Zeiten nicht leicht, denn die
Latte ist durch diverse andere Fanzines hoch gelegt. Bei mir genießt ein
Debütheft auch einen gewissen Welpenschutz, was aber nicht heißt, dass es nicht
konstruktiv kritisiert werden kann. Ich will dennoch einmal vor Augen halten,
dass es nochgar nicht lange her ist – vielleicht fünf, sechs Jahre – als man
sich über alles, was auf den Markt kam, freute und direkt ein paar Ausgaben
orderte. Die Zeiten sind (zumindest bei mir) vorbei, dennoch will ich die
beiden Leverkusener ermutigen, am Ball zu bleiben, die Schriftgröße einen Tick
kleiner zu gestalten, sich die weiteren gutgemeinten Fingerzeige zu Herzen zu
nehmen und hier und da das Erlebte aufzupeppen.
STS
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