Dienstag, 10. November 2015

Republikflucht #5


Herausgeber: Einzelpersonen (Frankfurt/Oder)
Erscheinungsdatum: Januar 2015
Seiten: 140
Preis: 5 €

Fragt mich nicht, wieso ich erst jetzt auf dieses Heft gestoßen bin. Eigentlich spricht vieles dafür, die Republikflucht schon längst eher in den Händen zu halten als erst Mitte August 2015 – immerhin die fünfte Ausgabe schon.
Die optische Aufmachung mit aussagekräftigen, starken Hochglanzbildern erinnert stark an den "Grenzgänger" - mit dem feinen Unterschied, dass die Herrschaften der RF ne deutlich knackigere Schreibe haben als damals Marco, TaliJan und Christian - und auch mal in exotischere Gefilde reisen. Als Beispiel sei kurz die Passage aus dem Dickicht des costaricanischen Dschungels genannt: "Eine Kokosnuss, die sich trotz mehrminütigen Kampfes einfach nicht öffnen lässt, wird aggressiv gegen Bäume bugsiert, als sei dort eine Bullenwache beheimatet" - haha, schön! 

Muss zugeben, dass ich das nicht erwartet habe, aber die hauen echt einen locker-flockigen Schreibstil nach Berlin-Brandenburger Mundart raus, wenngleich ich längst nicht alle Ansichten teile. Seit dem letzten "Pseudokibicow" hab ich zudem nicht mehr solch Expertenwissen aus dem östlichen Nachbarland serviert bekommen. Da zahlt sich die geographische Nähe zu Polen sehr aus und die Protagonisten wissen dies zu nutzen, wenn man zur Mittagsstunde in der heimischen Bude noch überlegen kann, in welchem schlesischen Kaff am Abend die Stiernacken begutachtet werden sollen.

Neben dem Frönen des Gewalttourismus in Bella Polska werden aber vor allem auch Ziele auf dem Balkan, Athen in einem Rutsch per Auto, Italien und eben auch Mittelamerika (Costa Rica, Nicaragua, Honduras) angesteuert, womit abwechslungsreiche Tourberichte garantiert werden. FFO und CB? Hitlern die nicht in jedem Bericht ab? Nee, nicht wirklich – wäre auch zu plump. Nichtsdestotrotz ist die Nähe zum Inferno Cottbus unter anderem an den Grüßen im Heft unverkennbar, aber auch andere Kleinigkeiten attestieren den Schreibern, dass man mit Nazis zumindest nicht das allergrößte Problem hat. So werden Reichskriegsflaggen bei Lazio oder Varese unkritisch oder neutral bewertet. Soll jetzt nicht höher gehangen werden als nötig, aber fiel mir schon auf. Gleichwohl ein Heft mit Potential, irgendwann zu 'nem Evergreen unter den Hoppingzines in Deutschland zu werden.

STS

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