Donnerstag, 30. Juli 2015

Der Daggl 8

Herausgeber: Einzelpersonen (1. FC Nürnberg)
Erscheinungsdatum: April 2015
Seiten: 132
Preis: 3,30 €


Das Gekläffe aus Nürnberg bereicherte mich die letzten Tage mal wieder. Etwas verspätet, denn den Poststreik bekam die Daggl-Redaktion und nicht zuletzt die Leserschaft in vollem Umfang zu spüren. Angekommen ist er zum Glück irgendwann und die Warterei wurde mit der gewohnt guten Qualität entschädigt. Gleich vorweg was zum Cover. Anspielung auf den angeblich einzigen Film, der jemals in Nürnberg gedreht wurde. Dass es sich dabei um so einen chaotischen Kultstreifen wie "Macho Man" handelt, passt durchaus zum Heft, ohne den Film noch im Detail vor Augen zu haben. Schon das Titelbild der Nummer 6 und der 7 waren recht originell, das gezeichnete Cover der Nummer 8 ist ebenso speziell und sehr einprägsam. Das empfand ich nicht immer so, die ersten Ausgaben des Daggls hatten da in meinen Augen öfter mal nen 08/15-Cover, was aber kein ernsthafter Kritikpunkt ist.

Der Daggl existiert erst seit knapp drei Jahren und in den kommenden Wochen wird die Nummer 9 präsentiert, sprich der Vier-Monatsturnus wurde von der Redaktion um Benny und Co. locker gehalten. Respekt. In meiner ersten Rezension vom Daggl sprach ich ja die überdurchschnittlich große Fanzine-Erfahrung der Autorencrew an, der Großteil ist sowohl schreiberisch als auch hoppingtechnisch sehr fit, weswegen da reichlich neuer Stoff zusammen kommt. So etwa direkt zum Einstieg von Freidoch, der mit einem Wohnmobil durchs Baltikum bis nach Russland - beinahe bis Murmansk - und zurück brettert und jede Menge Infos (etwa die Russifizierung Lettlands zu Sowjetzeiten) oder Anekdoten und Fotos (Wodka-Leichen) bietet. Wenige Seiten weiter hinten berichtet Schammi von der WM 2014, wobei die Route Frankfurt-Addis Abeba-Lomé-Sao Paulo mehr schockt als der WM-Report an sich.

Interessant fand ich die Schilderungen im Zuge des legendären Abbruchsspiels zwischen Serbien und Albanien in der EM-Quali, denn Autor psa schreibt erfrischend kritisch über den teils harten Nationalismus in den Kurven - gibt's ja ehrlich gesagt äußerst selten in der deutschen Fanzine-Landschaft (sonst lautet das Motto in deutschen Heften ja doch eher: 'Die haben schon ihre Gründe und es obliegt uns nicht, das kacke zu finden' - so ein Quatsch!). Gefreut hat mich auch, wieder was von Marc04 zu lesen, gewohnt gute Qualität bei seinem Balkanbericht. Nur die Verbindung mit dem Kackstift und der hypnotisierenden Meeresorgel in Zadar hab ich nicht gerafft... ;-)

Was den Daggl noch ausmacht: Die verschiedenen Rubriken, wie zum Beispiel die Präsentation der Fanzine-Geschichte des Clubs (diesmal mit dem durchaus noch bekannten "Schlagstock Anal", der FCN-Classic-Bericht, "Der Glubb is a Depp - Wir sind der Glubb" und die Fanzine-Reviews. Das zeugt von Vielfalt und Kreativität und hebt sich vom klassischen Spielberichte-Hopping-Heft ab.

Allgemein ein richtig gutes Ding, weil es auf die Konformität scheißt und so eben auch mal vom Triathlon aus erster Hand berichtet wird, und das unerwarteterweise interessant! Ich freue mich auf die nächste Ausgabe.

STS

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